Aschermittwoch
Am Aschermittwoch ist alles vorbei. Jetzt beginnt die traditionelle
Fastenzeit. Ja, genau! Und ich mach mit!
Mein Tag begann geschmeidig mit einem kleinen Frühstück
bei 'Weise'. Die restliche Zeit verbrachte ich damit, nach
Tonträgern zu suchen, die meine Sammlung bereichern könnten
und mich eine zeitlang glücklich machen würden.
Auf meiner CD-Jagd traf ich auf folgende Schätzchen,
die ich auch direkt verhaftete: Urge Overkill 'The Supersonic
Storybook', The Jon Spencer Blues Explosion 'Blues Explosion!
Experimental Remixes', Fishbone 'The Reality Of My Surroundings',
Chuck Brodsky 'Last Of The Old Time', Townes Van Zandt 'Absolutely
Nothing', u.a.
Ich hörte im Schnelldurchlauf die neu erworbenen Longplayer
durch und verliebte mich auf Anhieb in Chuck Brodsky 'Last
Of The Old Time'.
Gegen 20 Uhr sprang ich noch einmal kurz unter die Dusche
und machte mich dann auf den Weg ins Mengwasser. Das übliche
mittwochabends Ritual.
Als ich das Mengwasser betrat, war ich überrascht, wie
leer es war. Ich hätte die freie Platzwahl gehabt. Trotzdem
setzte ich mich auf meinen üblichen Hocker und bestellte
ein Flasche Becks. Wie immer.
Mir wurde recht schnell klar, dass ich alleine bleiben würde.
Der 'Stammtisch' fiel aus. Wahrscheinlich waren alle noch
vom Karneval erledigt. 'Parkhausblinker', dachte ich und bestellte
mir noch ein Pils.
Während ich auf mein Bier
wartete steckte ich mir ein Zigarette an und ließ meinen
Blick durch den Raum wandern. Viel zu sehen gab es nicht.
Ich zählte, außer mir, insgesamt 10 weitere Personen.
Da waren zum einen die beiden Küchengehilfen und Jule,
die sexy Kellnerin. Des Weiteren saßen in der hinteren
linken Ecke zwei Pärchen, die sich bei Mineralwasser
und dem Putensalat angeregt unterhielten. Schräg gegenüber
saßen noch zwei Kerle, die Weizenbier
tranken und wie Banker aussahen. Mein Blick galt aber einem
Mädel, dass ganz alleine an einem Tisch saß, Rotwein
trank und sehr verloren aussah.
Eigentlich sah sie gar nicht verloren aus, sondern nur zauberhaft.
Ich bestellte mir noch ein Becks, um mir Zeit zu verschaffen.
Ich brauchte die Zeit. Ich brauchte jede Minute, um mir klar
zu werden, was ich wollte. Was ich eigentlich fühlte.
Alkohol vernebelt zwar die äußere Wahrnehmung,
aber er wirft einen auch brutal zurück auf die eigenen
Befindlichkeiten.
Ich war verwirrt. Einerseits sehnte ich mich nach Julia.
Andererseits wollte ich dieses unbekannte Wesen unbedingt
küssen.
Je länger ich mit meinen Gedanken alleine blieb, umso
verwirrter wurde ich. Auf einmal war ich mir gar nicht mehr
sicher, was ich für Julia empfand.
Ich bestellte mir noch ein Bier.
Zündete mir eine weitere Marlboro an und blieb für
diesen Abend alleine. Und einsam.
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