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home » tagebuch » 03.03.2004
TAGEBUCH: 03.03.2004 notes of a dirty old man
Freizeit vs. freie Zeit

Freizeit vs. freie Zeit

Wenn man nicht beschäftigt ist, kommt Langeweile auf und man fängt an, zu grübeln. Über alles. Über die Brötchenpreise beispielsweise. Oder warum die Sonne nicht nachts scheint, denn tagsüber ist es ja eh hell.

Man kommt auf komische Gedanken. Und ganz allmählich stellt man alles in Frage.

Irgendwann stellte ich meine Beziehung zu Julia in Frage. Nicht zum ersten mal. Aber diesmal fühlte es sich anders an: schwerer, dunkler.

Ich ging zum Plattenregal und suchte die zweite LP von den Tindersticks raus und legte sie in den CD-Player. Danach ging ich auf die Dachterrasse und nahm mir eine Flasche aus der allzeit bereit stehenden König Pilsener Kiste. Ich ging zurück ins Wohnzimmer und zog die Vorhänge vor, damit mich die Sonne nicht blendete, es war ca. 14 Uhr und verdammt hell. Ich drückte die Play-Taste, entfernte den Kronkorken der Bierflasche mit meinem orangenen Big-Feuerzeug und entflammte eine Marlboro. Mit den ersten Tönen von 'El diablo en el ojo' ließ ich mich in den Sessel rechts vom Couchtisch sinken und nahm einen großen Schluck und einen tiefen Zug.

Ich saß einfach nur da. In der linken Hand die KöPi-Flasche und in der rechten die Zigarette. Hörte der Musik zu und dachte erst einmal an gar nichts.

Nach dem herzzerreißendem 'Tiny Tears' stand ich auf und holte mir noch ein Bier. Auf der Dachterrasse stach mir das Tageslicht in meine an die Dunkelheit gewöhnten Augen und riss mich aus meinem Dämmerzustand.

Ich kehrte zurück ins Wohnzimmer, schob die Vorhänge zurück und legte die Body Count LP mit 'Cop Killer' auf.

Ich war in einer sehr aggressiven Stimmung, was für mich eher ungewöhnlich war und mich auch immer wieder erschreckte. Aber würde Bruce mir jetzt irgendwie dumm kommen, ich würde ihn gegen die Wand kicken.

Ich öffnete die Bierflasche mit meinen Zähnen und zerkaute den Kronkorken. Dann spuckte ich ihn in hohem Bogen durchs Zimmer. Ich sprang auf und hüpfte rhythmisch zur Musik auf und ab, wie Rumpelstilzchen.

Nach etwa einer viertel Stunde fiel ich erschöpft in einen Sessel zurück. Ich japste nach Luft. Das Blut rauschte durch meinen Kopf. Ich schwitzte.

Ich entzündete mir eine Zigarette und inhalierte den ersten Zug sehr tief und sehr lange. Mir wurde schwindelig. Tausend Gedanken und Bilder schossen mir durch den Kopf.

Ich brauchte eine Auszeit. Von Julia. Es war vorbei.

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