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home » tagebuch » 23.11.2003
TAGEBUCH: 23.11.2003 notes of a dirty old man
Ein ganz normaler Mittwoch

Ich und die Bacchanten

Heute ist Sonntag. Und ich erinnere mich wehmütig an den vergangenen Sonntag - mein Wellness Weekend. Noch vor einer Woche fühlte ich mich fit, gesund und erholt. Von diesem Zustand war ich jetzt Lichtjahre entfernt.

Denn heute fühlte ich mich alt - steinalt, sogar. Meine Glieder schmerzten und mein Kopf drohte zu explodieren. Mein Magen tat es. Und so schoss ein säuerlicher Brei aus mir in die Keramikschüssel, die ich gerade noch erreicht hatte.

Eigentlich hatte das Wochenende ganz harmlos begonnen. Es beginnt immer ganz harmlos.

Am Freitag kam Lummer mal wieder zu Besuch - Wohnungsinspektion. Anfangs tranken wir noch Kaffee und aßen Lebkuchen - es ist ja die Jahreszeit dafür.

Am frühen Abend verließen wir meine Wohnung und gingen zum Türken um die Ecke, um eine Kleinigkeit zu essen. Es gab eine Döner-Tasche für Lummer und Lahmacun für mich. Mit einer anständigen Grundlage versehen gingen wir weiter ins Mengwasser.

Zugegebenermaßen war ich in letzter Zeit ziemlich häufig im Mengwasser. Aber ich mochte diesen Laden. Ich mochte die Atmosphäre und das Publikum und ich mochte das Becks-Bier. Außerdem kannte Lummer das Mengwasser noch nicht und das war ja schon Grund genug, um schon wieder dort aufzutauchen. Aber eigentlich brauchte ich auch gar keinen Grund.

Ich trank Becks aus der Flasche und Lummer Schumacher-Alt vom Fass. Wir diskutierten über allerlei Blödsinn: Politik, Musik, Gesellschaft, Fußball und Frauen. Vor allem Frauen!

Und weil es davon hier nicht die Richtigen gab, machten wir uns auf den Weg, um einen Ort zu finden, wo es sie gab.

Wir gingen ins Bagel und ich fühlte mich direkt unwohl. Normalerweise liebte ich das Bagel. Aber an diesem Abend war es viel zu voll und wir fanden nur einen sehr ungünstigen Platz in der hintersten Ecke beim Aquarium. Dieser Platz war deshalb so ungünstig, weil die süße Kellnerin ihn nur schlecht erreichen konnte und es auch nur selten versuchte. Wir litten unter einer beängstigenden Unterversorgung von Flüssigkeit. Eine Wüste konnte nicht viel trockener sein. Ich hatte extrem Durst. Bierdurst!

Andererseits hatte das Bagel eine meiner Erwartungen erfüllt. Den Ausblick auf schöne Frauen. Aber ich konnte es nicht genießen. Ich fand es viel zu voll. Zu unbequem. Zu stickig. Zu heiß. Ich litt unter panische Klaustrophobie. Und ich hatte Bierdurst. Ich war unleidig! Ich musste hier raus!

Der Abend war gelaufen und Lummer und ich suchten unser Nachtlager auf.

Der nächste Tag begann mit einem ausgedehnten Frühstück. Danach drängte mich Lummer, der passionierte Meeresbiologe, in den Aquazoo.

Nach dem Studium der künstlichen Unterwasserwelten verabschiedete sich Lummer und machte sich per DB (Die Bahn) auf seinen Heimweg in die Studentenstadt, in der er lebte.

Ich fuhr mit der Straßenbahn nach Hause und legte mich erst einmal aufs Bett, um einen kleinen, erholsamen Mittagsschlaf zu machen. Frauen nennen das Schönheitsschlaf. Allerdings haben Frauen, die das so sagen, es eigentlich gar nicht nötig, denn sie sehen auch verschlafen zauberhaft und sexy aus.

Um 17 Uhr, knapp zwei Stunden später, weckte mich mein nervig-piepsender Braun-Wecker. Ich rappelte mich auf und ging in die Küche um eine halbvolle Kanne Kaffee aufzusetzen. Als die Maschine ihren Dienst aufnahm ging ich ins Bad und nahm meine zweite Dusche für diesen Tag. Ich dusche täglich, manchmal sogar mehrmals an einem Tag. Das ist so eine kleine Marotte, wenn ich aus dem Bett entsteige, dann muss ich duschen. Ist bestimmt nicht allzu gesund für den Säureschutzmantel meiner Haut, aber mein Duschgel wurde von Dermatologen getestet und für unbedenklich befunden.

Reanimiert setzte ich mich mit einer frischen Tasse Kaffee auf mein Sofa, nachdem ich eine Scheibe von Frank Zappa aufgelegt hatte. Es handelt sich um den Twoer 'Apostrophe / Overnite Sensation'. Zappa ist reine Geschmackssache und ich hatte Geschmack.

Ich nahm einen Schluck heißen Kaffee und entzündete eine Zigarette. Ich schmunzelte über den blödsinnigen Text von 'Don´t Eat The Yellow Snow'. Dann wandte ich mich Sarah zu.

Leider handelte es sich bei Sarah nicht um eine klasse Frau, die neben mir lasziv auf dem Sofa saß, sondern um einen Roman von J.T. LeRoy.

Für die nächsten Stunden war ich in Sarah, dem Roman, versunken, trank Kaffee, rauchte Zigaretten und ließ immer wieder die Zappa CD durchlaufen.

Kurz vor 22 Uhr verließ ich mein gemütliches Domizil, um endlich mal wieder ins Mengenwasser zu gehen - genau genommen: zu fahren, und zwar mit meinem Hollandrad (Gazelle, City Bike, 7 Gänge, Trommelbremsen, total unhip, aber praktisch, bequem und funktional).

Im Mengwasser traf ich die üblichen Verdächtigen: Cris und Caro, Bob und sogar Luci. Außerdem waren da noch Freunde von Bob. Insgesamt waren wir eine lockere Runde von etwa sieben Partypeople. Und wir hatten großes vor. Zu allererst natürlich Becks-Bier.

Wir tranken Bier und lachten. Und Luci passte sich ganz wunderbar in die Runde meiner Freunde ein und bereicherte sie sogar mit ihrem Witz. Ich verlor mich in ihrem Anblick. Ich bewunderte ihre makellosen Gesichtszüge, ihre neugiereigen und lachenden Augen, die geschwungenen Brauen, ihre neckische Nase, das süße Kinn und diese vollen roten Lippen, die ich gerne küssen würde.

Küssen stand aber leider erst einmal nicht auf dem Plan, sondern Bier. Wir tranken und feierten uns und diese Nacht. Ich fühlte mich, wie einer der Gefolgen des Bacchus (Dionysos), des trinkfreudigen Gottes des Rausches.

Gegen 0:30 Uhr zahlten wir unsere Deckel und strömten raus auf die Straße, um ein Taxi zu entern, das uns ins Les Halles befördern sollte.

Das Les Halles war zurzeit eine angesagte Disco, in die man ging - Les Halles war hip.

Die Räumlichkeiten dieser Disco, des Les Halles, waren natürlich auch kein magischer Ort. Aber sie waren sehr gut besucht und mindestens die Hälfte des Publikums bestand aus aufreizenden Wesen des anderen Geschlechts.

Aber ich hatte keine Augen für all diese Verführungen. Ich hatte nur Augen für Luci.

Ich folgte Luci. Verfolgte jede ihrer Bewegungen. Fühlte mich dabei wie ein Idiot, weil ich sie nicht stellte und ihr meine Gefühle gestand. Statt dessen trottete ich ihr hinterher, immer mit einem Bier in der Hand.

Je älter der Abend wurde, umso betrunkener wurde ich.

Alle Leute um mich herum hatten Spaß. Und ich ja irgendwie auch. Der Unterschied war, die anderen, die echten Partypeople, tanzten und lachten, ich irrte herum und trank Bier.

Irgendwann irrte ich nicht mehr herum, sonder fiel kläglich in mich zusammen. Der Alkohol hatte mich erledigt - ich hatte mich mal wieder selbst erledigt. Blackout!

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