Ein ganz normaler Mittwoch
Der Mittwoch ist in dieser Stadt ritualisiert. Im Frühling
und Sommer geht man auf die Ratinger Straße und trink
unter freiem Himmel Kiosk-Bier. Wenn die Tage kürzer
und die Wetterbedingungen unangenehmer werden, geht man in
seine Stammkneipe. Das ist hier Gesetz.
Meine Stammkneipe war das Mengwasser. Das war keine bewusste
Entscheidung. Es hat sich einfach so ergeben. Anfangs war
es einfach bequem, denn von Cris
Wohnung, wo ich zeitweise eine provisorische Unterkunft gefunden
hatte, waren es nur ein paar Schritte bis ins Mengwasser.
Und mittlerweile war es einfach Tradition.
Man ging Mittwochs ins Mengwasser. Natürlich nicht jeder.
Aber ich. Und wenn ich Glück hatte, traf ich noch andere.
Und im Allgemeinen hatte ich Glück. Denn das Mengwasser
war immer gut besucht, nur Sonntags nicht.
Ich konnte auch meine neue Bekanntschaft Luci, die Frau,
die ihren Kaffee schwarz und mit
einer Zigarette trank, überreden hierher zu kommen.
Luci war wie immer sehr charmant, geistreich und auch erstaunlich
trinkfest. Wir redeten, alberten rum und tranken Bier
und Hochprozentiges.
Zu vorgerückter Stunde sah ich Luci mit ganz anderen
Augen. Hinter einem von Alkohol geschwängertem Nebel
fiel mir auf, dass sie nicht nur innere Werte hatte.
|