Schwarz und mit einer Zigarette
Als ich mit einem qualvollen Brummen im Schädel und
einem Bieberpelz auf der Zunge aufwachte, blickte ich in einen
großen, viel zu hellen Raum, den ich nicht kannte.
Ich versuchte mir einen Überblick zu verschaffen. Meine
Augen durchstreiften jeden Winkel des Zimmers, erblickten
aber außer meinen Klamotten, die wild auf dem Parkettboden
verstreut lagen, nichts Bekanntes.
Ich lag bewegungs- und fassungslos in einem fremden Bett
in einer fremden Wohnung und zu meiner Linken, unter einer
riesigen Daunendecke vergraben, lag noch jemand. Ich konnte
beobachten, wie die Decke sich langsam auf und ab bewegte,
genau in dem Rhythmus der zaghaften Atemgeräusche, die
ich hören konnte.
Mir schoss ein Gedanke in meinen von Schmerzen verwirrten
Kopf und panisch glitten meine Hände meinen Körper
hinab. Mit großer Zufriedenheit ertastete ich mein T-Shirt
und meine Boxershorts.
'Alles okay!', dachte ich und atmete tief durch, 'Ich war
nicht nackt!'
In meinem Hirn stiegen weitere Zweifel auf. Das ich bekleidet
war, war zwar ein Indiz, aber doch kein Beweis dafür,
dass ich keinen Sex hatte.
Gegen Sex mit einer Unbekannten gab es auch eigentlich nichts
einzuwenden. Aber Sex an den man sich nicht mehr erinnert,
halte ich für total entwürdigend. Und irgendwie
bringt's ja auch nichts.
Mir kam ein weiterer Angst einflößender Gedanke.
Wer lag eigentlich mit mir im Bett? Die riesige Bettdecke
verhinderte, dass ich irgendetwas hätte erkennen könnte.
Ich ließ meinen Blick wieder durchs Zimmer streifen,
auf der Suche nach etwas eindeutig femininen. In der hinteren
Ecke stand neben dem Kleiderschrank ein Stuhl, auf dem sorgfältig
angeordnet einige Kleiderstücke lagen. Neben eine Jeans,
einem Shirt und einem Pulli konnte ich auch einen ziemlich
sexy BH entdecken. Und wieder atmete ich tief durch.
Trotz dem Fehlen jeglicher Erinnerung an die letzte Nacht,
war ich mir mittlerweile ziemlich sicher, dass nichts vorgefallen
war. Jedenfalls nichts, das ich heute und bis an das Ende
meiner Tage bedauern müsste.
Ich glitt lautlos aus dem Bett und schlich zur Tür,
wobei ich mir meine Hose und meine Socken schnappte. Unter
der Bettdecke blieb es ruhig.
Ich öffnete so behutsam und leise, wie mein desolater
Zustand es zuließ, die Schlafzimmertür und betrat
ein geschmackvolles Wohnzimmer. Mit derselben Sorgfalt, wie
beim Öffnen, schloss ich die Tür hinter mir.
Ich zog mir die Hose und die Socken an und machte mich auf
die Suche nach dem Badezimmer. Nachdem ich das Arbeitszimmer
und die Küche entdeckt hatte, führte mich mein Weg
endlich ins Badezimmer.
Nachdem ich mich erleichtert hatte und meinen Kopf unter
einem kalten Schwall Wasser reanimiert hatte, kehrte ich in
die Küche zurück, um Kaffee zu kochen.
Ich hatte kurz mit dem Gedanken geliebäugelt, die Wohnung
zu verlassen, aber meine Neugier auf die Frau unter der Decke
war größer.
In der gut ausgestatteten Küche fand ich mich schnell
zurecht, so war es mir möglich, eine Kanne Kaffee aufzusetzen.
Auf der digitalen Anzeige der Mikrowelle erblickte ich erstmals
die aktuelle Uhrzeit: 8:48 Uhr
Als der Kaffee endlich durchgelaufen war, schüttete
ich mir eine Tasse ein, gab Milch aus dem Kühlschrank
dazu und setzte mich an den Küchentisch. Ich suchte und
fand eine Zigarettenpackung in meiner Hosentasche und entzündete
eine Marlboro.
Neben meinen beeindruckenden Kopfschmerzen gingen mir auch
noch ein paar Fragen durchs Hirn: 'Wo war ich? Was war gestern
geschehen? Wer war die Frau unter der Decke?'
Als ich mir gerade den dritten Kaffee einschenkte, hörte
ich, wie sich eine Tür öffnete. Nur einige Wimpernschläge
später stand eine zauberhafte Frau in der Küche.
Sie war ziemlich groß, mindestens 180 cm schätzte
ich. Trotz eines lässigen T-Shirt mit dem Aufdruck 'No
Shirt! No Service!', das sie als Nachthemd trug, konnte ich
ihren perfekten Körper erahnen. Die letzte Nacht, hatte
ganz offenbar keine Spuren bei ihr hinterlassen. Sie sah sehr
gesund aus. Ihre Locken fielen neckisch in ihr bezauberndes
Gesicht und verbargen ihre warmen braunen Augen.
'Guten Morgen, Hank! Schon fit? Wie geht's Dir? Wie hast
Du geschlafen?'
'Danke! Eigentlich geht's mir ganz gut. Und Dir?'
'Eigentlich?'
Sie ging Richtung Badezimmer und schenkte mir einen viel
sagenden Blick.
'Okay, erwischt! Ich fühle mich beschissen.'
'Dachte ich mir! Ist auch noch ein Kaffee für mich da?
Ich geh erst mal pissen.'
Ich bin normalerweise total abgestoßen, wenn Frauen
über ihre natürlichen Bedürfnisse in Männermanier
sprechen, aber diesmal fand ich es sexy.
Als sie von der Toilette wiederkam, hatte sie ihre Harre
etwas gebändigt und sah noch verführerischer aus.
Ich wünschte mir auf einmal, dass ich in der letzten
Nacht Sex mit ihr hatte.
'Wie trinkst Du Deinen Kaffee?'
'Schwarz und mit einer Zigarette!'
Ich war sprachlos. Gab es eine coolere Antwort auf diese
Frage?
'Du warst gestern ganz schön betrunken! Hast Du gekotzt?'
Mir tat es unendlich leid, dass ich den Namen meiner attraktiven
Gesprächspartnerin nicht kannte. Aber ich traute mich
auch nicht, nachzufragen.
'Nein! Ich glaube nicht.'
'Du glaubst?'
'Ja!'
'Soll das heißen, Du kannst Dich an nichts mehr erinnern?'
'Ich glaube, genau das heißt es!'
Sie fing an zu lachen.
'Du kannst Dich an nichts erinnern?'
'Das sagte ich doch!'
'Du weißt nicht mehr, dass wir es fünfmal wie
die Otter getrieben haben?'
'Wie treiben es denn bitteschön Otter?', schoß
es mir durch den Kopf. Aber eigentlich wollte ich es gar nicht
wissen.
'Nein! Ich erinnere mich an nichts! Meine letzte Erinnerung
ist, dass ich im Mengwasser ganz gemütlich Bier getrunken
habe. Danach totaler Blackout!'
'Hank, Du bist mir eine Nummer! Keine Bange, wir hatten keinen
Sex. Ich habe Dich total betrunken im Nite-Life getroffen
und Dir angeboten, bei mir zu schlafen. Manchmal habe ich
ein großes Herz für total betrunkene große
Bären. Aber sei mal ehrlich, kannst Du Dich noch an meinen
Namen erinnern?'
'Nein! Tut mir leid!'
'Hi Hank! Mein Name ist übrigens Luci!',
sagte sie und lachte.
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