Mein ganz gemeiner Alltag
Ich habe für mein unerfülltes Leben endlich einen
Sinn gefunden: Warten. Warten auf meine (vielleicht) Traumfrau.
Meine Tagesablauf bestand darin, dass ich jeden Tag in jenem
unspektakulären Café saß, in dem ich vor
über einer Woche eine elektrisierende Begegnung
mit einer zauberhaften Frau hatte.
Ich saß hier, angetrieben von der Hoffnung, die tolle
Frau wieder zutreffen, die mit einem Lächeln zu mir sagt:
'Bis nächste Woche!'
Meine Tage in diesem Café gestalteten sich äußerst
langweilig. Das Publikum war im Querschnitt nicht sonderlich
interessant und es gab nur selten einen Grund für mich
von meiner Lektüre aufzusehen.
Ich verschwendete meine Zeit mit Espressomilch, Krebs bringenden
Zigaretten und dem Studieren der frei ausliegenden Tagespresse.
Außerdem habe ich neben meiner Sehnsucht nach der
tollen Frau eine weitere Leidenschaft entwickelt: Hörspiele
Bob hatte mir
vor ein paar Tagen vier gebrannte CD-ROMs mit Hörspielen
im MP3-Vormat geschenkt. Ich wusste erst nicht recht, was
ich damit sollte. Hörspiele waren schließlich etwas
für Kinder. Aus purer Höflichkeit hörte ich
an meinem PC mal rein und war direkt infiziert. Ich kaufte
mir umgehend einen mobilen MP3-Player.
Und nun saß ich hier, wartend. Espressomilch trinkend.
Viel zu viele Zigaretten rauchend. Und angespannt den Fällen
von Jonas, dem letzten
Detektiv über Ohrhörer aus
meinem neu erworbenen MP3-Player lauschend.
Nur leider erschien sie nicht.
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