Billard in der Friedrichskrone
Walter hatte sich
spontan ein paar Tage Urlaub genommen und war in Ausgehlaune.
Und so kam es, dass er gegen 18 Uhr bei mir, d.h. bei Cris,
auftauchte.
Cris war wieder bei
Caro und so waren Walter,
sechs Flaschen KöPi, eine umfangreiche CD-Sammlung und
ich alleine.
Ich war noch damit beschäftigt Kaffee zu trinken, gegen
17 Uhr brühe ich mir immer noch zwei bis drei Becher
auf, und das aktuelle Rolling Stone-Magazin zu lesen. Walter
war aber nicht nach Kaffee, er hatte Bierdurst und so saßen
wir zusammen im Wohnzimmer, das auch mein Schlafplatz war,
hörten das Soloalbum von Beth Gibbons und tranken, er
Bier und ich meinen
heißgeliebten Kaffee.
Nachdem ich auf Drängen von Walter
endlich meine (beinahe heilige) Kaffee-Zeit beendet hatte,
stieg ich auch auf Pils-Bier
um. Wir hörten dann noch das famose Album 'Pink Moon'
von Nick Drake, bevor wir uns entschlossen ins Mengwasser
zu wechseln.
Das Mengwasser war wieder sehr gut besucht, aber wir hatten
Glück und konnten noch einen Platz am hinteren Ende der
Theke ergattern.
So dachten wir jedenfalls bis wir von so einem langhaarigen
Surfertypen angesprochen wurden:
'Ej, dies Plätze hatte ich eigentlich reserviert! Ich
erwarte noch zwei Freunde. Aber okay, ihr könnt hier
erst mal abhängen, bis die eintreffen. Aber die kommen
sicher gleich!'
Na Prima! 'RESERVIERT!', das ist doch genau
diese spießige deutsche Mentalität, mit der die
Kleinbürger auf Mallorca voller Eifer die Liegen am Pool
mit ihren Handtüchern reservieren. Und dieser Idiot hatte
noch nicht einmal diese zwei freien Plätze markiert.
Ich war kurz davor, Streit anzufangen. Arschlochlanghaarsurfspießer!
Die beiden Freunde von dem Surfertypen kamen tatsächlich
innerhalb der nächsten fünf Minuten und Walter
und ich gaben kampflos unsere vorteilhaften Plätze direkt
am Zapfhahn auf und wechselten an den Katzentisch.
Dieser Stehtisch war absolut grauenhaft. Versteckt hinter
einer tragenden Säule, umzingelt von anderen Tischen
und in unmittelbarer Nähe von den Toiletten. Von hier
aus konnte man gar nichts sehen und war eingeklemmt von lauter
Ungemütlichkeit.
Nach der zweiten Flasche Becks schlug Walter
vor, dass wir unseren Standort ändern sollten. Und ich
pflichtete ihm sofort zu.
Wir fuhren auf unseren Hollandrädern ein paar Meter
weiter mit dem Ziel Friedrichskrone.
Die Gaststätte Fridrichskrone war, anders als es der
Name vielleicht nahe legt, eine sehr angenehme, moderne und
nette Kneipe mit einer guten Küche, sympathischen Kellnerinnen
und moderner Kunst an den Wänden.
Und einem Billard-Tisch!
In dem Augenblick, in dem Walter
den Tisch im Hinterzimmer entdeckte, war er paralysiert. Er
hatte nur noch einen Gedanken: er wollte Billard spielen!
Unbedingt! Jetzt!
Ich konnte mich noch so zieren, Walter
machte sein Bedürfnis ganz unmissverständlich klar
und argumentierte wie ein Weltmeister.
Das Ende vom Lied war, dass ich einen Queue in der Hand hatte,
ein Bier nach dem anderen
trank und von Walter
vorgeführt wurde.
Das Fazit des Abend kann eigentlich nur lauten: Alt-Trinker
sind schlauer. Denn in der Friedrichskrone sollte
man, wenn man ein kühler Rechner ist, Alt-Bier
trinken. Es ist genauso teuer wie Pils,
aber man bekommt 0,05 l mehr pro Glas. Und so kommt es, dass
Walter, obwohl er
nur ein Glas mehr als ich getrunken hat (12 zu 11), mit einem
klaren Vorsprung von 0,85 l Gerstensaft (das sind immerhin
mehr als drei Gläser Pils)
vorne lag.
Und natürlich gibt es auch wieder einen neuen Deckel
in der Galerie!
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