Saustall
Als ich heute morgen aufstand und vom Schlafzimmer in die
Küche ging, um mir Kaffee zu kochen, erschrak ich beim
Anblick meiner Wohnung: ich hauste in einem Saustall
Während der Kaffee durchlief schritt ich durch meine
Wohnung und begutachtete das Chaos. In jedem Zimmer lagen
irgendwelche Dinge wild auf dem Boden herum: Socken, Jeans,
T-Shirts, Polo-Hemden, Pullover, Zeitungen, Reklamebroschüre,
Magazine, Bücher, Zettel mit handschriftlichen Notizen,
Stifte, CDs, benutzte Kaffeebecher, überquellende Aschenbecher,
halbleere Wasser- und Bierflaschen, Zigarettenpackungen. Sowohl
der Esstisch als auch der Wohnzimmertisch waren verdeckt von
Unrat. In der Spüle stapelte sich das benutzte Geschirr.
Wohin ich auch blickte, Chaos. Meine Wohnung war ein Trümmerfeld
und ich nicht mehr weit davon entfernt, ein pathologischer
Messie zu werden.
Ich ging zurück in die Küche. Ich öffnete
eine Schranktür und entnahm eine saubere Tasse. Dann
goss ich mir den heißen Kaffee ein und nahm mir auch
noch Milch aus dem Kühlschrank. Danach ging ich ins Wohnzimmer.
Mit einer dramatischen Armbewegung fegte ich allen Ballast
vom Tisch. Auf dem freien Tisch positionierte ich mit Sorgfalt
den Kaffeebecher, einen Aschenbecher, einen Softpack Marlboro
und ein lila BiC-Feuerzeug. Dann endlich nahm ich auf dem
Sofa Platz.
Um mich herum tobte das Chaos, aber direkt vor mir hatte
ich für Ordnung gesorgt. Meine Welt war zwar klein, sie
war in den letzten Minuten auf ein Sofa und einen IKEA-Tisch
zusammengeschmolzen, aber ich konnte sie überblicken,
ohne in Panik zu geraten.
Ich zündete mir mit dem Big-Feuerzeug ein Zigarette
an und trank einen Schluck Kaffee, in diesem Moment fühlte
ich mich vollkommen. Ich schloss meine Augen und genoss den
Augenblick.
Als ich wieder meine Augen öffnete, saß ich in
mitten eines unbeschreiblichen Durcheinanders. Ich fragte
mich, wie ich hier her gekommen war? Ich fragte mich, wie
ich es zulassen konnte, dass es so weit überhaupt hatte
kommen können? Ich grämte mich und zermürbte
mein Hirn, aber mir fiel keine Entschuldigung ein.
Ich trank meinen Kaffee aus und drückte die Zigarette
im Aschenbecher aus, dann stand ich auf und begann meine Wohnung
aufzuräumen.
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