home tagebuch biographie
galerie top-list
gästebuch hilfe kontakt
sitemap impressum
home
tagebuch
biographie
galerie
top-list
gästebuch
hilfe
kontakt
sitemap
impressum
home » tagebuch » 04.09.2004
TAGEBUCH: 04.09.2004 notes of a dirty old man
unbekannte Schönheit
unbekannte Schönheit

Lynn's Geburtstagsparty

Lynn, die Freundin aka. Lebensabschnittsgefährtin von Jeff, feierte gestern ihren 30. Geburtstag in der Kneipe Sassafras, die sie eigens für diesen Anlaß angemietet hatte. Es war ein wirklich 'netter' Abend.

Obwohl mein Bein noch immer schmerzte fuhr ich mit meinem Hollandrad zu Lynn's Geburtstagsparty. Ich hatte es nicht sonderlich weit, nur eben über den Fluss und schon war ich da. Trotz des kurzen Wegs traf ich im Sassafras unangenehm verschwitzt ein. Ich hatte das Wetter völlig falsch eingeschätzt. Nach herbstlichen Wetterbedingungen war der Sommer unerwartet zurückgekehrt. In solchen Fällen spricht man dann wohl von einem Spätsommer, was natürlich totaler Blödsinn war, denn schließlich war noch immer Sommer. Da ich kein Meteorologe war, wußte ich nichts übers Wetter, wohl aber über falsche Kleidung.

Ich trocknete mich notdürftig mit den ausliegenden Servietten, bevor ich dem Geburtstagskind mit rotem Kopf meine Aufwartung machte. Danach zapfte ich mir umgehend ein Alt vom Fass, suchte mir einen freien Platz und dachte daran, mich zu akklimatisieren.

Bei einem frisch gezapften Schlüßel-Alt und einer Zigarette fand ich langsam zu mir zurück. Ich ließ meinen Blick über den Raum schweifen und musterte die anwesenden Gäste. Ich hatte mir im Vorfeld nicht allzu viel von diesem Abend versprochen und leider konnte ich auf den ersten Blick auch keine angenehme Überraschung ausmachen. Ich war auf einer 'netten' Geburtstagsfeier gelandet.

Natürlich wäre es für mich ein Leichtes gewesen, dieser biederen Veranstaltung einen Tritt in den Arsch zu verpassen, so dass womöglich etwas Stimmung aufkommen würde, jedenfalls das, was ich für Spaß hielt. Aber ich riss mich zusammen, schließlich war ich nur ein Gast von vielen. Außerdem wollte ich weder Lynn noch meinen Freund Jeff durch mein peinliches Verhalten brüskieren. Also widmete ich mich unauffällig dem maßlosen Trinken.

Während ich allmählich, von Glas zu Glas, immer betrunkener wurde, verlor ich jedoch nie den Blick fürs Wesentliche. Mein Blick verfolgte jede Frau und jede ihrer Gesten. Doch egal welche Frau ich hier im Visier hatte, früher oder später wurde mir bewusst, dass sie bereits vergeben war. Alle Frauen auf dieser Party waren mehr oder weniger fest gebunden. Das sagte mir entweder ein aufblitzender Ehering oder aber direkt der Freund, der plötzlich aus dem Nichts auftauchte und entsprechende Frau umklammerte und zärtlich küsste.

Ich war der einzige Sigel auf Lynn's Geburtstagsparty. Ich war der eine lächerliche Single unter all den glücklichen Paaren.

Für mich gab es an diesem Abend absolut nichts zu gewinnen, ich hatte auf ganzer Front verloren, schon bevor ich eintraf. Das Fell war längst aufgeteilt worden, noch bevor ich das Schlachtfeld betreten hatte. Eigentlich gab es gar kein Fell, kein Schlachtfeld, keine Abenteuer und keine Jungfrauen, sondern nur unerträgliche Pärchen. Natürlich hätte ich noch für etwas Aufregung sorgen können, indem ich mich daneben benommen hätte und beispielsweise eine der vielen verheirateten Frauen unflätig angemacht hätte. Aber daraus hätte ich auch keinen persönlichen Vorteil ziehen können. Wahrscheinlich hätte ich nur Jeff und Lynn in eine unangenehme Lage gebracht, im schlimmsten Fall hätte ich eine ordentliche Abreibung kassiert. Also blieb ich brav, kommunikativ, charmant und widmete mich dem Bierfass.

Ich redete mit der Frau von Lynn's Chef und hörte mir all ihr leeres Gerede an, ohne mein Lächeln zu verlieren. Danach redete ich noch mit Arbeitskollegen von Lynn oder Jeff, Freunden und Freunden von Freunden. Dabei trank ich immer mehr Bier und machte mir immer weniger Gedanken über diesen seltsamen Abend. Ich wurde immer betrunkener und irgendwann fuhr ich mit meinem Fahrrad wieder nach Hause und legte mich ins Bett.

Als ich heute Morgen aufwachte, hatte ich einen leichten Kater und eine neue Erkenntnis: nur weil Geredet wird, bedeutet das noch lange nicht, dass kommuniziert wird, meistens handelt es sich schlicht und ergreifend um Ruhestörung. Ich rief mir den üblichen Gesprächseinstieg des Vorabend zurück ins Gedächtnis:

'Tach!'

'Tach auch!'

'Na, wie geht´s?'

'Ach ja, es muss! Und selber?'

'Du kennst das doch... Man lebt!'

So etwas war doch meilenweit von einer intelligenten Unterhaltung entfernt. Das war purer Sound! Das war Krach! Nackte Schallwellen ohne jede Information!

Warum dachten diese Menschen nur, dass sie ungestraft akustische Umweltverschmutzung begehen durften. Nur weil sie schön und erfolgreich waren? Selbst wenn die Gespräche mal etwas an Substanz gewannen, wurde nur darüber geredet, dass man nach dem Besuch einer Sonnenbank unangenehm roch oder das das Essen bei dem trendy Italiener XYZ viel zu teuer war oder das die Herbstmode in diesem Jahr der von 1998 zum verwechseln ähnlich sei, bis auf die Farben. Mir klingelten die Ohren. Da hörte ich doch lieber dem Rauschen des Flusses zu. Vielleicht war ich ja wirklich kein Menschenfreund...

« zurück | Tagebuch : September 2004 | weiter »
© copyright 2000-2005 by hank dust