Happy Birthday, Sammy!
Als ich heute Morgen aus der selbst verabreichten Narkose
aufwachte, fühlte ich mich zerstört und fremd. Ich
erkannte das Zimmer, in dem ich auf einer Schlafcouch lag,
nicht wieder. Mein Kopf und mein Magen stritten sich, wem
es schlechter ging. In meine Nase strömte ein Geruch,
der mir ein sicheres Gefühl von Vertrautheit gab. Ich
drehte meinen müden Körper zur Seite und blickte
in Julias Gesicht. Egal wo ich war, ich war richtig.
Gestern hatte Sam Geburtstag. Er lud zu einem kleinen Umtrunk
ein und ich ließ mich natürlich nicht lange bitten.
Gemeinsam mit Julia reiste ich in die Studentenstadt, in der
Sam geboren wurde und noch immer lebte.
Julia holte mich in ihrem Auto ab und führte mich durch
den Regen direkt vor Sams Tür.
Wir kamen mit Geschenken: dem obligatorische Killepitsch
und Hörspielen von Michael
Koser (Prof.
van Dusen und Jonas).
Sam war aufgekratzt und voll auf damit beschäftigt,
seine Gäste zu umsorgen. Ich fühlte mich direkt
wohl. Und auch Julia fand direkt Anschluss und amüsierte
sich.
Dafür liebte ich sie. Sie war unkompliziert. Und offen.
Und witzig. Und sie strahlte.
Alles war gut.
Ich stürzte mich ins Gewühl und traf Lummer,
Maik und noch weitere
bekannte Gesichter. Ich redete, trank Pils,
redete, verstand nichts wirklich und trank noch mehr Pils.
Party on!
Der kleine Umtrunk artete immer mehr aus, aber so war ich
das aus der Studentenstadt gewohnt. Irgendwie war hier immer
alles eine Spur härter.
Irgendwann trafen meine Augen auf eine tätowierte
Frau. Sie war so anders. Sie war aufreizend. Sie war exotisch.
Und sie machte mich kirre.
Mein Blick fixierte sie. Ich konnte nicht von ihr ablassen.
Sie bemerkte es. Natürlich. Sie trat zu mir und sprach
mich an:
'Hi!'
'Hi!'
'Ich habe auch schon mal eine bessere Anmache gehört.'
Ich wurde rot. Fingerte nach meinen Zigaretten und bot ihr
eine an.
'Rauchst Du? Ich habe Dich im Übrigen nicht angemacht.'
'Natürlich nicht! Soll ich wieder gehen? Oder rauchen
wir eine? Eine!'
Ich steckte mir eine Marlboro an und reichte sie zu ihr rüber.
'Du bist nicht von hier!'
'Nein!', ich steckte mir eine eigene Zigarette an.
'Du rauchst nicht mit mir?'
'Ich würde, aber es ist nicht notwendig. Und ich find
es auch nicht sexy.'
'Was findest Du denn sexy?'
Ich lachte. Aus Verlegenheit.
'Hast Du Koks dabei?', säuselte sie mir ins Ohr.
'Nein! Tut mir leid.', erwiderte ich. Aber eigentlich wollte
ich sagen: 'Nein! Darauf steh ich auch nicht.' Aber ich blieb
charmant und flirtete weiter.
'Ich hab was. Es ist nur eine Etage höher!'
In diesem Moment fiel mir Julia um den Hals und knutschte
mich. Ich vergaß alles und stürzte mich nur noch
auf sie.
'Bitte, lass mich nie mehr los! Ich hab Dich lieb. Ich will
Dich. Ich will bei Dir sein! Lass mich nie mehr allein!'
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