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home » tagebuch » 13.01.2004
TAGEBUCH: 13.01.2004 notes of a dirty old man
Lethargie Zoom

Like John Lennon did

Ich entstieg unbeschwert, wie ein frisch geschlüpftes Kücken, meinem Bett und erwartete den kommenden Tag. Ein wunderbarer Abend lag hinter mir und ich war voller Zuversicht für alles, was auf mich warten würde.

Meine Laune war ungetrübt und so entschied ich mich, direkt nach dem Frühstück einen Barbier aufzusuchen.

Ein Haarschnitt sollte eigentlich eine ganz einfache und schnelle Angelegenheit sein. Eigentlich!

Sobald ein so genannter Frisör versucht mit mir eine Kommunikation aufzubauen, klingeln bei mir alle Alarmglocken. Ich gehe lediglich zu einem Frisör, um mir meine Haare trimmen zu lassen. Ich will einen anständigen Haarschnitt und keine Lebensberatung.

Genau deshalb suche ich immer wieder bevorzugt die türkischen Salons nahe dem Bahnhof auf.

Ich mache mir nichts vor, die Türken wollen mich gar nicht als Kunden haben. Aber sie sind trotzdem echte Vollprofis, d.h. sie ignorieren mich weitestgehend. Sie sprechen mit mir nur auf Türkisch, wohlweißlich, dass ich kein Wort verstehe. Aber sie tun ihre Arbeit gewissenhaft und ordentlich, man könnte sogar von preußischer Sorgfalt sprechen. Sie schneiden nicht nur mein Haupthaar, sondern verpassen mir auch noch eine gründliche Rasur. Des Weiteren kümmern sie sich um meine Behaarung an den Ohren und in der Nase. Und das alles ohne abgeschmackte hobbypsychologische Ratschläge. Dafür liebe ich die türkischen Barbiere.

Danach suchte ich frisch gestylt ein feudales Café auf der Prachtstraße auf. Dort wollte ich einen extraordinären Kaffee trinken, eine Marlboro rauchen und mich im Schein der Reichen und Wichtigen sonnen.

Die Aura der lokalen Prominenz färbte nicht wirklich auf mich ab, dafür verströmte das koffeinhaltige Heißgetränk einen Hauch von Luxus. Ich fühlte mich pudelwohl und erfreute mich daran, dass allein meine Anwesenheit als Provokation wahrgenommen wurde.

Ich bestellte mir einen weiteren Milchkaffee, der hier allerdings einen irrwitzigen Namen trug, den sich niemand merken kann. Während ich auf meine Bestellung wartete, entzündete ich eine Zigarette und versank in meine Erinnerungen an den zurückliegenden Abend.

Gestern hatte ich mich mit meiner Balldame von Sylvester getroffen. Wir unterhielten uns sehr angeregt und die Zeit verflüchtigte sich schneller, als es mir lieb war. Hin und wieder wagte ich einen direkten Augenkontakt und in mir stieg sofort ein fast unerträglich wohliges Gefühl auf und ich verlor mich in ihren Augen. Ich war verknallt. Bis über beide Ohren und runter bis zu den Zehen.

Eine sehr ansehnliche Bedienung servierte mir unangemessen ruppig meinen Milchkaffee und riß mich damit aus meinen Gedanken.

Ich trank aus, zahlte ein kleines Vermögen und machte mich auf den Weg in die Altstadt.

Während meines kurzen Fußmarsches zur Ratinger fühlte mich unendlich leicht. Ich schwebte. Ich war total verknallt.

Als ich endlich im Bagel ankam, orderte ich eine Lokalrunde. Ich setzte mich auf meinen quasi Stammplatz, den hintersten Hocker am Ende des Tresens. Ich bestellte weitere Biere und erzählte jedem, auch wenn er es nicht hören wollte, von meiner neuen Bekanntschaft.

Sicherlich habe ich die übrigen Gäste durch mein Gehabe genervt. Ich war aufdringlich. Und ich war penetrant und laut. Aber ich war entschuldigt, denn ich war volltrunken und verliebt.

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