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home » tagebuch » 01.01.2004
TAGEBUCH: 01.01.2004 notes of a dirty old man
Sodom et Gomorrhe

SODOM ET GOMORRHE
- Sylvesterparty im Les Halles -

"Maybe it was the right times, maybe it was the right chemicals. Maybe it was just the right people at the right time, tuned in and turned on, waiting to receive a transmission from something."

Das Motto der Silvester-Party sprach für sich. Und so wunderte ich mich umso mehr, dass ich mich beim Aufwachen relativ okay fühlte. War ich vielleicht auf einer ganz anderen Party gewesen? Oder hatten die Veranstalter einfach zu viel versprochen?

Meine Erinnerung war noch nicht wieder ganz synchron mit meinem Bewusstsein - vielleicht war es aber auch genau umgekehrt. Vereinzelte Gedanken flossen zäh wie Honig durch meinen dumpfen Kopf. So schleppte ich mich in die Küche und bestückte den Kaffeeautomaten. Mit der Hoffnung auf Erlösung setzte ich meinen Marsch fort und erreichte das Badezimmer, wo ich meinen müden Körper unter die Dusche hievte.

Frisch geduscht, die Sünden der vergangenen Nacht einigermaßen abgewaschen, saß ich auf meinem Sofa im Wohnzimmer. Vor mir auf dem Tisch stand eine Tasse mit heißem aromatischem Kaffee. Daneben lag ein halbvolles Päckchen Marlboro. Mein Blick wanderte weiter durchs taghelle Zimmer und blieb an der Wanduhr hängen: 14:36 Uhr

Ich nippte am Kaffee, dann entzündete ich ein Streichholz. Ich beobachtete ein paar Augenblicke das Spiel der Flammen zwischen meinen Fingern. Mit der freien Hand fischte ich eine Zigarette aus dem Softpack und schnippte sie - cowboy-like- zwischen meine Lippen. Mit dem brennenden Holz aktivierte ich die Marlboro. Graublauer Dunst kringelte sich um die Glut und stieg schließlich zur Zimmerdecke empor. Ebenso stieg auch in mir die Erinnerung an die letzte Nacht wieder empor.

Lange hatte ich keinen Plan, wo und mit wem ich die Sylvesternacht verbringen sollte. Kurzfristig entschied ich mich für die Party im Les Halles, weil sie mehr Spaß versprach, als der gemütliche Pärchen-Abend bei Jeff. Ausschlaggebend war wahrscheinlich die neue Bekannte von Nil, die mich energisch dazu überredete - hören heißt gehorchen. Außerdem wusste ich, dass auch Walter mit zwei Freunden (Werner und Mik) da sein würde.

Die Sylvesternacht läuteten wir bei Walter ein. Dankenswerterweise hatte Walter uns, Werner, Mik und mich, mit seinem neuen Alfa Romeo eingesammelt. In Walters stilvoll eingerichteter Wohnung stimmten wir uns mit Becks und Robbie Williams auf den Abend ein. Kurz vor neun Uhr holte uns ein Taxi ab und brachte uns zu dem alte Bahnhofsgelände, wo das Les Halles angesiedelt war.

Wir betraten die Hallen wenige Minuten nach neun Uhr und mir wurde augenblicklich klar, dass ich mit meinem Outfit (Anzug, Weste und Krawatte) eine Spur overdressed war. Aber das war okay für mich. Hauptsache ich blieb mir treu und fühlte mich wohl.

Wir gaben unsere Mäntel ab und stürzten uns erst auf die Bar und dann auf das großzügige Buffet - all inclusive. Danach enterten wir einen Stehtisch, den wir über die ganze Nacht besetzten und gegen jeden Widerstand verteidigten.

Gegen ca. 22 Uhr traf die Bekannte von Nil mit ihren beiden Freundinnen ein, die ich mit drei Gläsern Prosecco auf Eis empfing. Wir stießen gemeinsam an und machten uns erst einmal miteinander bekannt. Die Bekannte von Nil hieß Anna-Lena, ihre Freundinnen Rita und Christina.

Die Mädels machten was her und schienen auch nett zu sein, trotzdem hielt ich mich zurück. Mik und Werner taten mir gleich. Außer Walter.

Walter kannte keine Berührungsängste und war gut drauf. Er übernahm die Rolle des sympathischen Entertainers. Mik, Werner und ich standen hilflos im Abseits und gaben uns auch gar keine Mühe, die Mädels näher kennen zu lernen. Ich war sehr froh, dass wenigstens Walter umgänglich war.

Ich selber fühlte mich recht unwohl. Ich hatte keinen wirklichen Anschluss zu Walters Freunden, Mik und Werner. Und an die Mädels traute ich mich nicht ran.

Bis zwölf Uhr änderte sich wenig. Die Mädels sahen gut aus und wir Männer waren damit beschäftigt Getränke für alle zu hohlen und selbst zu konsumieren.

Die 12 änderte alles!

Um zwölf Uhr knallten die sprichwörtlich Sektkorken. Auf einen Schlag war die Stimmung locker und zwanglos. Wir fielen uns um den Hals. Wir prosteten uns zu. Wir lachten. Wir tanzen - bis auf die Cowboys, zu denen ich gehörte.

Die Halle bebte. Alle rockten. Der pure Sex lag in der Luft. Rock'n'Roll!

Ich verknallte mich etwa alle vier Minuten aufs Neue. Ich war umringt von hübschen Mädels. Und es ergaben sich 1000 Möglichkeiten.

Unter all diesen Möglichkeiten fand mein Blick immer wieder zu diesen ganz bestimmten Augen zurück. Jedes Mal wenn ich sie sah, wurde mir schwindelig und ich verlor mich in ihnen.

Diese Augen lachten mich an. Weckten Hoffnungen und Gefühle in mir. Trugen mich in den Himmel.

Was sollte ich alleine im Himmel? Was sollte ich hier noch ohne sie?

Ich trat zu ihr, zögerte nicht, und küsste sie. Es war großartig. Sie küsste großartig. Ich hörte nicht auf sie zu küssen. Ich wollte nie mehr aufhören, sie zu küssen.

Stunden später, so gegen sechs Uhr morgens, war die Party endgültig zu Ende und auch die Knutscherei. Leider!

Die Lichter gingen an. Die Party war vorbei. Abrupt! Ohne Vorwarnung!

Alle verließen das Les Halles. Auch ich. Mit den drei Mädels.

Anna-Lena suchte für uns ein Taxi. Ich konnte ihr dabei leider nicht helfen, weil ich noch total verknallt war und neben mir stand.

Ein Wagen kam und wir stiegen ein. Wir rauschten durch die Nacht. Als erstes stiegen Anna-Lena und Rita aus. Das Taxi fuhr noch ein paar Blocks weiter und spuckte dann Christiane aus. Für mich ging es noch ca. 500 Meter weiter.

Als das Taxi unmittelbar vor meiner Haustür anhielt, bezahlte ich den Fahrer fürstlich und stieg hinauf in meine Wohnung. Bruce begrüßte mich schwanzwedelnd an der Wohnungstür und in mir keimte eine ungefähre Ahnung auf, wie er unter der Sylvesterknallerei gelitten haben musste.

Ich war noch zu aufgekratzt, um zu schlafen. Ich legte Bruce sein Halsband um und verließ umgehend wieder meine Wohnung. Bruce und ich machten uns auf den Weg zum Fluss. Die Straßen waren quasi menschenleer und mit zerfetzten Knallern und Scherben übersät. Die Luft war eisig. Es war auf eine seltsame Art friedlich.

Am Fluss war es noch ruhiger. Ich schlenderte die Promenade entlang und rauchte eine Marlboro, Bruce markierte in der Zwischenzeit jeden zweiten Baum. Einige glücklich betrunkene Passanten kreuzten meinen Weg und man wünschte sich 'Ein frohes neues Jahr!'. Ansonsten hatte ich Zeit und Ruhe zum Nachdenken.

Die Sylvesterparty war der Knaller. Ich surfte noch auf einem Hochgefühl, aber ich spürte den Katenjammer schon hereinbrechen. Ich dachte über das vor mir liegende Jahr nach, das jungfräuliche 2004. Was würde es für mich bereithalten? Würde ich meine Ehefrau kennen lernen?

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