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TAGEBUCH: 14.01.2004 notes of a dirty old man
1000 Russen

1000 Russen

Ich wusste nicht wirklich etwas mit mir anzufangen, so kam mir die Idee, mal wieder den guten Bob zu besuchen.

Als ich bei Bob unangemeldet auf der Matte stand, empfing er mich mit seiner beiläufigen Herzlichkeit. Er hatte sich offenbar gerade einen Rohrbuschtee aufgegossen, den er mit etwas Kiff verfeinert hatte, und war dabei etwas in seine Tastatur zu hacken.

'Hank! Komm rein. Willst Du einen Spezial-Tee?'

'Wohl eher nicht!'

'Du verpasst was! Such Dir einen Platz.'

'Mach ich.'

'Hast Du schon Kill Bill Part 2 gesehen? Ist im DVD, allerdings leider nur eine japanische Version. Habe bisher noch keine andere gefunden. Man versteht kein Wort. Ist trotzdem cool!'

'Ich kann mich zurückhalten. Ich habe noch nicht mal den ersten Teil gesehen. Ich warte auf eine Doppelvorführung!'

'Auch o.k.! Mach was Du willst. Ich habe auch ein paar neue CDs. Vielleicht interessiert Dich ja was. Auf dem Wohnzimmertisch liegt alles, bau Dir einen! Und auf dem Balkon findest Du KöPi. Ich muss hier noch etwas machen, aber dann bin ich bei Dir.'

'Lass Dir ruhig Zeit. Ich hol mir ein Bier.'

Ich holte mir ein KöPi vom Balkon und griff blindlings nach einer CD aus dem mächtigen unübersichtlichen Stapel. Ich erwischte eine Platte von den Detroit Cobras. Glück gehabt!

Ich legte die CD ein und setze mich aufs Sofa. Die Musik rockte und ich öffnete mein Bier und entzündete eine Zigarette. Bobs Grass, das vor mir auf dem Tischchen lag, ignorierte ich.

Ich öffnete gerade mein zweites Bier, da wendete sich Bob mir zu.

'Tut mir leid, aber ich hatte Dich echt nicht erwartet.'

'Du musst Dich wirklich nicht entschuldigen. Schließlich habe ich Dich überfallen.'

Bob holte sich ein Bier und prostete mir zu.

'Sag an, was gibt's?'

'Was meinst Du?'

'Hank, ich kenne Dich. Wenn Du mich spontan besuchst, dann hat das einen Grund!'

'Bin ich so berechenbar?'

'Ja! Was ist los?'

'Ich weiß es selber nicht. Ich glaube, ich bin verliebt.'

'Wo ist das Problem?'

'Es ist hoffnungslos!'

Bob holte noch zwei frische Biere und machte sich dann daran einen Joint zu bauen. Ich hatte ihn schon oft dabei beobachtet und ich kannte den Ablauf ganz genau. Diese Prozedur hatte Bob perfektioniert und er wirkte in diesem Moment nicht mehr wie ein behäbiger Bär, sondern wie ein buddhistischer Mönch beim Tee-Ritual.

'Die einzig relevante Frage ist doch, was willst Du?'

'Ich weiß es nicht.'

'Was weißt Du nicht? Ob Du verliebt bist oder ob Du einen Zug nehmen willst?'

Ich nahm einen tiefen Zug und einen großen Schluck, ohne zu wissen, was ich wirklich wollte.

'Hank, weißt Du, was uns fehlt? Schnaps und laute Musik!'

Eigentlich fehlte mir genau das nicht, aber Bob war entschlossen. Er wollte in den Weißen Bären und ich folgte ihm.

Im Weißen Bäre dröhnten die Boxen und mir die Ohren.

Bob fühlte sich sichtlich wohl, begrüßte zahlreiche Menschen und organisierte für uns Bier und Schnaps. Schnaps mußte zwar nicht sein, aber ich zog mit. Und wir soffen wie 1000 Russen.

Ich wusste noch immer nicht, was ich wollte. Aber darüber dachte ich auch nicht mehr nach. Dafür war ich schon zu betrunken.

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