Fernsehen
Nichts, aber auch gar nichts hatte sich geändert. Ich
war der gleiche saublöde Arsch, wie im vergangenen Jahr.
Ich hockte wieder im Badezimmer und spuckte. Der gestrige
Abend, hatte mir unmissverständlich klar gemacht,
wie stark meine Selbstbeherrschung wirklich war.
Nach der üblichen morgendlichen Prozedur ging ich an
die frische Luft. Meine Gedanken brauchten Platz, konnten
sich in meiner Wohnung nicht entfalten. Ich brauchte den unendlichen
Himmel über mir und den Blick in die Ferne.
Ich ging mit meinem treuen Gefährten Bruce
runter zum Fluss, aber diesmal überquerten wir ihn, um
am ruhigeren Ufer entlang zu schlendern, abseits der Stadt
und der Menschen.
Mir war nach Ruhe und nach Weite. Nichts sollte mich ablenken.
Ich wollte völlig alleine mit meinen Gedanken sein. Ich
fand ziemlich bald eine freistehende Bank, die mir ermöglichte
in die Ferne zu sehen, um mich hoffentlich selbst zu erkennen.
Ich setzte mich auf die Bank. Bruce machte sich augenblicklich
auf, um sein Gebiet zu markieren, wie es seiner Natur entsprach.
Ich war alleine und Blickte aufs Wasser, in dem ich meine
Gedanken aufsteigen sah:
Cris und Caro
waren seit langer Zeit ein Paar. Bald würden sie Zuwachs
bekommen. Sie machten jetzt schon auf Familie. Und wirkten
glücklich dabei.
Samira. Ja, Samira.
Bei aller Nostalgie empfand ich nichts. Vielleicht war sie
die Frau meines Lebens, aber diese Chance war vertan. Endgültig.
Vielleicht war ich einfach nicht für ein normales Leben
geschaffen. Vielleicht würde ich niemals diese eine besondere
Frau treffen, die mich erlösen würde. Vielleicht
würde ich auch noch in 20 oder 30 Jahren in schäbigen
Kneipen abhängen und den jungen Dingern nachstellen.
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