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home » tagebuch » 21.12.2003
TAGEBUCH: 21.12.2003 notes of a dirty old man

Kurz-Trip in die Studentenstadt

Die Studentenstadt mit den vielen Fahrrädern ist immer einen Kurz-Trip wert:
ich habe dort einige Freunde, die gerne mal ein gepflegtes Bier trinken
es gibt dort interessante Lokalitäten in denen man ein gepflegtes Bier trinken kann

Ich setzte mich um die Mittagszeit in den Zug. Dank der Reservierung hatte ich einen Platz in einem Raucherabteil. Außer mir saß noch eine Dame, ich schätzte sie auf ca. 50, im Abteil. Trotz ihres Alters war sie noch recht hübsch, geradezu attraktiv. Aber sehr nervös. Sie rauchte mehr als ich. Und ich gewann den Eindruck, dass sie Alkoholkrank war. Sie rannte ständig auf die Toilette, lutschte danach ein Pfefferminz und war fürs erste deutlich ruhiger.

Außer uns war niemand im Abteil. Eine Unterhaltung erschien mir wenig viel versprechend, deshalb kramte ich meinen I-Pod hervor und steckte mir die kleinen Lautsprecher ins Ohr. Ich wählte ein Hörspiel aus: Prof. van Dusen

Die Zugfahrt war, dank eines spannenden Falls ('Der Vampir von Brooklyn') von Prof. van Dusen angenehm kurzweilig. Mit meiner alkoholkranken Begleiterin hatte ich, außer der Begrüßung, kein weiters Wort gewechselt.

In der Studentenstadt regnete es - natürlich.

Ich nahm ein Taxi, das mich zu Lummer komfortabel befördern sollte.

Die Taxifahrt machte mir wieder einmal unmissverständlich klar, wo ich war. Bei all meinen Ausflügen - in die ganzen Welt - habe ich nie wieder so bekloppte Taxifahrer kennen gelernt, wie hier.

Die 286 einheimischen Taxifahrer sind Getriebene, jedenfalls fahren sie so. Bei jedem Anfahren beschleunigen sie ihr Gefährt, als ob sie beweisen wollten, dass sie auch diese Karre von 0 auf 100 in weniger als 4 Sekunden treten könnten. Auf jedes Hindernis rasen sie ungemindert zu, selbst vor einer roten Ampel beschleunigen sie noch einmal flink, nur um wenige Wimpernschläge später eine Vollbremsung hinzulegen. Ich habe keine Ahnung, was diese Teufelsfahrer treibt. Allerdings bin ich mir sicher, dass ich als Geisel bei einem bewaffneten Bankraub sicherer wäre, als in diesem Taxi.

Ich gab meinem Fahrer beim Erreichen des Zielorts kein Trinkgeld, denn Studenten machen das so und ich wollte nicht auffallen, außerdem hatte ich das Gefühl, dass er schon genug getrunken hatte.

Lummer war bei meinem Eintreffen sehr entspannt und kochte uns umgehend Kaffee. Ich schloss aus seiner gelösten Stimmung, dass er mit seiner Forschung gut vorangekommen war, wagte aber nicht nachzufragen, um keinen vergeistigten Vortrag zu provozieren.

Während Lummer den Kaffee frisch aufbrühte, inspizierte ich seine neue Wohnung, die ich noch nicht kannte. Man betrat die Wohnung über eine großzügige Diele, von der alle weiteren Räume abgingen: das Schlafzimmer, das Arbeitszimmer, die Wohnküche mit angeschlossenem Wohnzimmer und das Bad.

Bad und Schlafzimmer waren, wie man sie sich üblicherweise vorstellt. Das Arbeitszimmer war voll gestopft mit Büchern, komisch aussehenden Geräten und mehreren Computern, es sah also auch genauso aus, wie man das in Lummers Fall erwarten würde. Die Wohnküche mit dem angeschlossenen Wohnzimmer war dann doch eine kleine Überraschung. Die Küche war modern, groß und sehr funktional - hier hätte auch ein Sterne-Koch seine Freude gehabt. Die eigentliche Überraschung bot das Wohnzimmer, denn es war kahl. Kein Sitztmöbel, kein Tisch, kein Bild an der Wand, keine Pflanze, gar nichts, bis auf einen kleinen Fernseher, der in einer Ecke auf dem Boden stand.

'Du wunderst Dich sicher über mein Wohnzimmer?'

'Ja, schon. Es ist doch sehr minimalistisch.'

'Ich kam noch nicht dazu. Wird sich bald ändern. Ich habe mir jetzt Urlaub genommen. Da habe ich dann die Zeit und den Kopf dafür.'

'Man erkennt aber das Potential.'

'Arschloch! Sofa kommt nächste Woche. Und dann kann ich alles drum herum gestalten. Das wird. Ich habe mich lange gefragt, ob ich wirklich ein Wohnzimmer brauche.'

'Eben! Wozu ein Wohnzimmer? Braucht kein Mensch!'

'Brauchen tue ich es auch nicht, aber ich will's. Und es wird cool. Wart ab.'

'Da bin ich mir sicher!'

Schnauze! Aber wart nur ab. Wie war die Anreise?'

'Gut! Die Zugfahrt verlief überraschenderweise ohne Verzögerungen. Und die Taxifahrt war ein Adrenalinkick. Alles prima, also. Und das Wetter enttäuscht mich auch nicht.'

'Ja, ja. Es pisst. Du kennst das ja. Hast Du Pläne für den Abend?'

Pläne hatte ich keine, vielleicht vage Vorstellungen, aber vor allem hatte ich Kaffeedurst.

Nach dem Kaffee machten wir uns auf zu Maik, der leider heute nur einen begrenzten Aktionsradius hatte, da Sbini fürs Wochenende verreist war. Folglich hatte Maik sich in erster Linie um seine süße Tochter Kyra Zoe zu kümmern. Durch Sbinis Abwesenheit gab es natürlich auch keine Muffins - so ein Mist.

Gegen ca. 22 Uhr machten Lummer und ich uns auf den Weg in den Hafen, wo wir Tom trafen. Gemeinsam ging es in die Watusi Bar. Der Laden war in diesem typischen Bordell-Stil eingerichtet plus ein paar stylische Gimmicks. Ich fand es direkt sehr gemütlich. Ich holte uns eine Ladung Bier am Tresen und wir suchten uns einen Sitzplatz. Der lag direkt unter einer der Lautsprecherboxen und so war Kommunikation nur noch schreiend möglich. Aber da mir nicht nach reden war, störte mich das wenig. Mir war nach Biertrinken und entspannt das Publikum mustern, immer auf der Suche nach der zukünftigen Frau Dust.

Die Gäste der Watusi Bar machten einen angenehmen Eindruck auf mich, vielleicht etwas jung, aber das ist ja ein Fehler, der mit jedem weiteren Tag etwas an Bedeutung verliert. Aus den Boxen dröhnte in ohrenbetäubender Lautstärke ein cooler Mix aus 60er bis 90er Jahre Garagen-Rock. Am Tresen stand eine hübsche Frau, deren Anblick meine ganze Aufmerksamkeit forderte:

Groß und schlank gewachsen. Kurzhaarschnitt, leicht zerzaust. Geschwungene Augenbrauen über braunen Mandelaugen. Hohe Wangenknochen. Zarte Nase, um die ein paar Sommersprossen gesprenkelt waren. Volle Lippen, die mit Lippenstift dezent betont wurden. Sonst kein auffälliges Make-Up. Ein wohlgeformtes Kinn. Das alles thronte auf einem makellosen schlanken Hals. Sie trug T-Shirt und hautenge Jeans, die ihre körperlichen Reize offenbarten. Ich hatte mich verguckt.

Leider wurde meine Aufmerksamkeit empfindlich gestört, als ein offensichtlich Besoffener anfing zu randalieren. Die Türsteher packten ihn sich und beförderten ihn kurzerhand hinaus. Das war aber noch lange kein Grund für ihn Ruhe zu geben und das Feld zu räumen. Stattdessen trat er die Tür ein und brüllte wie ein Irrer rum. Die Türsteher verzichteten darauf ihn zu vermöbeln, sondern riefen die uniformierten Ordnungshüter. Nachdem die Staatsgewalt eingetroffen war und die Angelegenheit endgültig geklärt hatte, widmete ich mich wieder der hübschen Frau am Tresen.

Ich hatte mir gerade soviel Mut angetrunken, dass ich bereit war, sie anzusprechen, da bemerkte ich den Kerl an ihrer Seite. Der Typ sah irgendwie ganz okay aus und war scheinbar mehr als nur ein Freund. Die beiden tauschten offensichtliche Zärtlichkeiten aus. Und dann wurde ich auch noch Zeuge eines leidenschaftlichen Kusses.

Die Sache war entschieden: 1:0 gegen Hank.

Ich guckte frustriert in die Getränkekarte der Watusi Bar, auf der Suche nach einem hochprozentigen Cocktail. Dort entdeckte ich den nächsten Aufreger. Wie dämlich bzw. unwissend muss man sein, um Warsteiner-Bier als Premium Pils Bier anzupreisen. Ich war echt super sauer, hauptsächlich natürlich wegen der leierten Frau am Tresen, aber diese Ignoranz stieß mir auch unangenehm auf. Wann hat das auch endlich der letzte Depp kapiert, Warsteiner ist ein bekacktes Lager-Bier und kein Pils.

Um meine Nerven zu beruhigen, holte ich umgehend eine Runde Bier.

Das Objekt meiner Aufmerksamkeit hatte deutlich an Reiz verloren. Mir blieb also nichts anderes übrig, als mich neu zu orientieren. Mit Eifer suchte ich nach einem gleichwertigen Ersatz. Ich musterte mit penibler Sorgfalt jeden Gast der Watusi Bar, bis mein Blick auf eine kleine auffällige Gruppe traf. Skins!

Was zum Henker hatten Skins hier verloren? Sikins waren in der Studentenstadt äußerst selten. Warum waren gerade hier ein paar dieser hirnlosen Kameradschaft?

Die Glatzen passten kein Stück ins Gesamtbild. Was hatten sie hier zu suchen? Oder war ich hier falsch? Ich war irritiert.

Als ich in diesem Gedanken versunken war , unterbrachen mich Tom und Lummer, die mir anzeigten, dass es an der Zeit war, eine neue Lokalität aufzusuchen.

Wir gingen ein paar Schritte weiter zum Pear House. Was sich ziemlich direkt als eine lahme Entscheidung herausstellte. Das Pear House rockte kein Stück. Wir verweilten noch nicht einmal für ein Bier, sondern verließen den Laden umgehend, um den Hot Jazz Club aufzusuchen.

Den Hot Jazz Club kannte ich schon und ich kann nichts Schlechtes über ihn sagen. Ich hatte jedes Mal viel Spaß, wenn ich dort war. Dieser Keller-Club hat seine besondere Atmosphäre. Im fordere Bereich des Hot Jazz Clubs war eine gemütliche Kneipe untergebracht. Hier gab es einen Tresen und zahlreiche Tische, an denen man Platz nehmen konnte, um etwas zu trinken und gesellig zu verkehren. Im hinteren Bereich war die Disco, wo die Musik knallte und ekstastisch getanzt wurde.

Mich interessierte nur der Kneipenbereich, denn ich hatte Durst - Bierdurst.

Wir suchten uns einen Platz an einem Tisch und bestellten bei einer hübschen polnischen Kellnerin, die nicht nur höflich, sondern auch noch sehr nett war, Bier.

Der Hot Jazz Club war an diesem Abend nicht sonderlich gut besucht. Ich machte einen verzweifelten Kontrollgang durch den Disco-Bereich, aber ich konnte keine potentielle Frau Dust erspähen. Deshalb widmete ich mich mit voller Hingabe dem Trinken.

Prost!

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