Weihnachtsferien
Heute bekommen die Schulkinder und auch die Lehrer Ferien:
Weihnachtsferien. Zwei Wochen Müßiggang und Völlerei.
Gänsebraten oder Karpfen. Vielleicht auch Familienstress
oder gar -terror. Stille Nacht!
Still war meine letzte Nacht nicht. Und auch der Morgen nicht.
Gestern Abend stürzte der Lärm noch von außen
auf mich ein, heute morgen dröhnte ein Hummelschwarm
direkt zwischen meinen Ohren.
Aber ich kümmere mich ja auch nicht um Ferien, Feiertage
oder dergleichen. Mein Leben folgt einem ganz anderen Plan,
nämlich meinem.
Alles begann wieder einmal mit einem scheinbar harmlosen
Durchruf von Walter:
'Hi! Walter hier!
Stör ich?'
'Na klar! Ich lese gerade die Tagespresse und trinke meine
dritte E-Milch. Du störst mich wahnsinnig!'
'Aha, doch so sehr! Dann will ich Dich gar nicht lange aufhalten.
Was machst Du denn heute Abend?'
'Habe ich noch nicht drüber nachgedacht. Warum? An was
hast Du denn gedacht?'
Diese Frage hätte ich mir komplett schenken können.
Wenn Walter mich
so fragt, dann hat er Bierdurst und ist auf der Suche nach
einem Gleichgesinnten. Als ich kurz in mich reinhorchte, konnte
ich deutlich vernehmen, dass auch ich einem gepflegtem Bier
durchaus aufgeschlossen war.
'Was hältst Du von Mengwasser?'
'Viel! Ist ein guter Laden!'
'Okay! Sollen wir sagen round-about-8? Dann haben wir noch
die freie Platzwahl.'
'Acht Uhr hört sich gut an. Ich werde da sein. Aber
halt mich jetzt nicht weiter auf.'
'Schon klar. Und? War SIE schon da?'
SIE, das war diese tolle Frau, mit der ich vor ein paar Wochen
(06.11.03) ein kurzes
zufälliges Gespräch in diesem Café geführt
hatte. Seit dem gehe ich immer, wenn es meine Zeit zulässt,
d.h. sehr oft, hierher, um sie wieder zu sehen und ihren Namen
zu erfahren.
'Nein!'
'Schade.'
'Ich werde sie nie wieder sehen. Ich hatte meine Chance.
Es kommt keine Zweite.'
'Und trotzdem sitzt Du in eurem Café.'
'Walter, lass gut
sein. Wir sehen uns um acht.'
'Okay, Hank, bis denn!'
Ich trank meine Espressomilch aus und bereitete mich auf
den Abend vor. Was nichts anderes bedeutete, als dass ich
meine Wohnung und mein Bett aufsuchte.
Pünktlich um 20 Uhr betrat ich das Mengwasser. Ich war
ausgeruht, frisch geduscht und aufgepuscht von ein paar Tassen
Kaffee.
Walter war schon
da und hatte die Plätze mit dem besten Überblick
am Ende der Theke für uns reserviert.
Wir bestellten Pilsbier
und bekamen umgehend zwei Flaschen Becks von einer hübschen
Kellnerin, die ich bis dahin noch nicht kannte. Sie sah super
aus. Blonder Lockenkopf. Ein fröhliches Gesicht. Nette
Stimme. Gute Figur - vielleicht ein paar Kilo über dem
Body-Mass-Index (BMI), aber vorteilhaft verteilt. Und dann
auch noch ihr toller Name.
Meine Kellnerin für diesen Abend hieß Petri. Ungewöhnlich.
Und sehr sexy.
Ich verkniff mir jedes Wortspiel. 'Perti heil' bzw. 'Petri
dank' hatte sie sicher schon über 1000mal gehört,
und es war 1000mal nicht originell.
Gina traf irgendwann ein und schloss sich Walter
und mir an. Ich kannte sie schon seit ein paar Jahren, wir
waren zwischenzeitlich so etwas wie ein Paar.
Gina folgte wenig später Nil. Was nicht überraschte,
war das Mengwasser doch so etwas wie sein Wohnzimmer.
Nil, Walter und
ich kannten uns bereits seit über zehn Jahren. Nur Nil
und Gina kannten sich bis dato noch nicht - fanden sich aber
sympathisch.
Wir waren eine gesellig Runde.
Walter und ich hatten
Bierdurst, wie ziemlich schnell klar wurde. Die beiden anderen
schlossen sich uns nicht an. Unsere Schlagzahl war beeindruckend
und total unvernünftig - aber das merkt man ja immer
erst am nächsten Tag.
Vielen Dank dafür, Petri! Du bist wunderbar - trotzdem!
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