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home » tagebuch » 20.12.2003
TAGEBUCH: 20.12.2003 notes of a dirty old man
Die Bahn

Aufbruchsstimmung

Eigentlich ist es ja ganz nett hier. Nur konnte ich das gerade überhaupt nicht finden. Ich war der Erfüllung meines Plans, eine Frau zum Heiraten kennen zu lernen, etwas so nahe gekommen, wie ein Pinguin dem Nordpol. Und auch sonst war es eher öde. Mir stand der Sinn nach einem Tapetenwechsel.

Ich schnappte mir mein Telefon und wählte. Genau genommen tippte ich. Es klingelte. Ich wartete. Es klingelte weiter. Dann nahm am anderen Ende jemand ab:

'Hallo!'

'Hi!', ich meldete mich ebenso kurz.

'Hank? Bist Du es?'

'Wer sonst?'

'Sicher! Was gibt's? Ich bin beschäftigt.'

'Hängst Du wieder über Deinen Forschungen?'

'Natürlich! Was denn sonst? Ich würde allerdings nicht hängen sagen, ich forsche. Fass Dich also bitte kurz. Ich habe meine Zeit nicht gestohlen.'

'Natürlich! Sicher! Was machst Du am Wochenende?'

'Wochenende? Wochenende? Ach ja, ich wollte hoch zum Hemmoor. Tauchen.'

'Bei diesem Wetter?'

'Aber denken doch nach Hank, unter Wasser spielt das Wetter keine Rolle.'

'Auch nicht die Kälte?'

'Die Kälte natürlich schon. Aber das Wasser im Hemmoor hat eh eine übers Jahr ermittelte Durchrittstemperatur von 277 Grad Kelvin. Oder wie Du sagen würdest: 5 Grad Celsius. Da spielt die allgemeine Kälte keine entscheidende Rolle. Schon gar nicht in 50 Meter Tiefe bzw. tiefer, wo ich mich gedenke aufzuhalten.'

'Okay. Hab ich verstanden. Oder auch nicht. Ist mir jedenfalls total egal. Jetzt aber mal etwas ganz anderes, mir kam die Idee, Dich zu besuchen, aber wenn Du keine Zeit hast...'

'Wann?'

'Morgen.'

'Wann genau?'

'Mir egal. So gegen Nachmittag.'

'Nachmittag? Nachmittag? Dann sollte ich mit meiner Studie fertig sein. Okay, Hank, das Tauchen kann warten. Das Hemmoor läuft mir ja nicht weg oder gar aus. Ein Witz! Ein Besuch von Dir könnte sehr erfrischend sein. Gehe ich recht in der Annahme, dass Du eine kurzfristige Veränderung brauchst?'

'Ja! Genau! Aber woher weißt Du? Ach egal. Ich bin morgen bei Dir.'

'Bis morgen.'

Es machte Klick. Lummer hatte aufgelegt. Er war im Allgemeinen ein umgänglicher Zeitgenosse, wenn man ihn nur nicht bei seinen Forschungsarbeiten störte.

Ich wählte eine weitere Nummer, um mir ein Ticket bei der Bahn zu reservieren. Nachdem ich etwa 20 Minuten lang von einer Hotline zur nächsten verbunden wurde und ca. 30 Jingles gehört hatte, gab ich auf. Ich schwang mich auf mein Fahrrad und fuhr zum Bahnhof, um mich mit leibhaftigen Menschen rumzuärgern, was viel besser war. Die Bahn ist ein Traum.

Ich bin auf die Bahn angewiesen, weil ich kein Auto habe. Ich habe noch nicht einmal einen Führerschein.

Ich habe noch nie ernsthaft daran gedacht, einen zu erwerben. Wozu auch? Bisher konnte ich noch jedes Ziel ohne diesen Lappen erreichen. Außerdem lasse ich mich gerne per Zug, Straßenbahn, Bus oder Taxi befördern. Ich habe dabei meine Hände und meinen Kopf frei. Ich kann während meiner Reise die Umgebung begutachten und manchmal lerne ich sogar jemanden kennen.

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