home tagebuch biographie
galerie top-list
gästebuch hilfe kontakt
sitemap impressum
home
tagebuch
biographie
galerie
top-list
gästebuch
hilfe
kontakt
sitemap
impressum
home » tagebuch » 09.10.2004
TAGEBUCH: 09.10.2004 notes of a dirty old man
Frau mit Bier und Zigarette
ZOOM: Frauen , Bier und Zigaretten Zoom

Die grellen Lichter der Stadt

Da ich sowieso keinen Schlaf fand, konnte ich auch genauso gut die Nacht zum Tage machen bzw. den Tag zur Nacht. Vielleicht würde ich endlich mal wieder acht Stunden durchschlafen, wenn ich mich gegen die Natur stemmen und alles auf Links ziehen würde.

Die Schlafstörungen suchten mich unerwartet heim und ich fand keine Erklärung dafür. Eine Freundin, die mich besuchte, hatte direkt eine parat.

'Du trinkst jetzt noch Kaffee? Es ist bereits nach 19 Uhr. Könnte es nicht vielleicht sein, dass Du genau deshalb so schlecht schläfst?'

'Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Aber ich habe ja eigentlich keine Probleme mit dem Einschlafen. Mein Problem ist es, dass ich zu wenig schlafe, weil ich immer so früh aufwache.'

'Kann es nicht sein, dass Du ernsthaft pathologisch süchtig nach Koffein bist und nur deshalb so früh aufwachst, weil Du wieder einen Schuss Kaffee in deinen Venen brauchst?'

'Ein interessanter Gedanke. Obschon recht seltsam. Du meinst also, ich sei ein Kaffee-Junkie.'

'Hank, bei aller Liebe, Du bist der größte Kaffee-Süchtel vor dem Herrn! Und Du bist verrückt, verrückt wie Märzhase oder Hutmacher!'

'Vielen Dank! Ich habe Dich auch lieb!'

Ich hatte mir auch schon meine Gedanken gemacht, aber ich hatte keine Ahnung, woher mein abnormales Schlafverhalten rührte. Vielleicht hatte meine Freundin ja sogar Recht mit ihrer Koffein-Sucht-These. Aber ändern konnte ich heute sowieso nichts mehr, durch meine Adern floss bereits eine beachtliche Dosis Koffein. Trotz aller Müdigkeit war ich fickrig und außer Stande in den nächsten Stunden überhaupt nur ernsthaft an Schlaf zu denken. Ich machte das Beste aus meiner Ruhelosigkeit und stürzte mich ins Nachtleben. Kopfüber! Mit offenen Augen! Und weit ausgestreckten Armen!

Ich traf mich um neun Uhr mit Cris und Jeff im 'Ohme Jupp' auf der Ratinger Straße. Ich hatte jahrelang einen großen Bogen um das 'Ohme Jupp' gemacht, mir lag das Publikum nicht. Es war einfach zu sehr möchtegern Schicki-Micki, d.h. zu viele Leute trugen den unvermeidlichen Strickpullover akkurat über dem gesteiften Hemd lässig auf den Schultern, die Ärmel vor der Brust verknotet, als ob sie sich in einem Tennis- oder Golfclub befinden würden. Dieser schreckliche Menschenschlag bevölkerte noch immer das 'Ohme Jupp', aber darüber sah ich gelassen hinweg, denn mein Interesse galt voll und ganz dem weiblichen Geschlecht. Die angenehm hohe Frauenquote war der eigentliche Grund, warum ich es hier überhaupt aushielt. Frauen ohne männliche Begleitung.

'Ey, Hank, die Musik hier ist verdammt 80er.'

'Ja, und? Das Bier ist doch auch scheiße und teuer. Aber deshalb ist man doch nicht hier. Mann ist wegen der Frauen hier. Das hier ist eine einzige Singlebörse. Es tut mir leid für Dich, Du bist in festen Händen. Sieh Dich als meinen Co-Piloten. Du gibst mir Feuerschutz.'

'Und, läuft schon was?'

'Abwarten.'

'Worauf soll ich warten? Ich habe eine tolle Frau zu Hause. Trinken wir noch ein Bier?'

'Natürlich trinken wir noch ein Bier! Du wartest auf gar nichts, ich warte.'

'Und worauf wartest Du? Auf Cindy Crawford oder Heidi Klum?'

'Ja, genau! Und auf den Weihnachtsmann! Ich bin kein Idiot. Wenn ich eine Kneipe betrete verschaffe ich mir einen Überblick. Bei einer 9 oder 10 hätte ich sowieso keine Chance, deshalb gucke ich mir eine 6 aus. Zu der halte ich dann Augenkontakt. Währenddessen saufe ich so lange bis aus der 6 mindestens eine 8 wird. Dann werde ich aktiv.'

'Du bist niveaulos!'

'Ja! Das bin ich wohl. Aber Du hast gut reden, Du hast den ganzen Affenzirkus hinter Dir, auf Dich wartet eine leckere Frau im angewärmten Bett.'

'Was meinst Du, saufen Frauen sich die Männer auch schön?'

'Das ist eine interessante Frage. Ich glaube, es hängt davon ab, ob sie nur Sex wollen oder einen Partner.'

'Was soll das denn schon wieder heißen?'

'Also, ich denke, dass Frauen genauso ticken, wie wir Männer, wenn es nur um den puren Sex, also um Spaß für eine Nacht, geht. Dann suchen sie sich natürlich attraktive, vorzeigbare Typen aus. Aber wenn es um eine ernsthafte Beziehung geht, dann spielt das Aussehen nur noch eine zurückgestellte Rolle. Der Beruf, die soziale Stellung und das Sparguthaben bekommte auf einmal eine viel bedeutendere Rolle, als die ausufernden Pfunde auf den Hüften. Die Emanzipation mag ja einiges bewürgt haben, aber für eine Frau ist noch immer ein prallgefülltes Portemonnaie wichtiger, als ein unattraktiver Bauch.'

'Das glaubst Du wirklich?'

'Was Frauen betrifft, glaube ich gar nichts mehr. Ich liege eigentlich immer völlig daneben. Ich kann nur über meine Erfahrungen sprechen. Und ich versuche daraus zu lernen, aber ich bin ein schlechter Schüler, denn ich habe die Frauen bis heute nicht begriffen. Ich halte es mit John Wayne, der brachte es mal auf den Punkt, als er schlicht sagte: Frauen, ich verstehe sie nicht!'

Wir tranken uns ganz gemütlich einen leichten Bierrausch an, ohne dass wir in Kontakt mit dem anderen, dem göttlichen, Geschlecht traten. Ich war zwar in der Stimmung, der Alkohol hatte meine natürliche Hemmschwelle längst dahingeschwemmt, aber Cris Anwesenheit erwies sich als kontraproduktiv. Er hatte nur Hohn und Spott für die anwesende Weiblichkeit über, was mich nur unnötig verunsicherte.

Deshalb war ich sehr froh als wir das 'Ohme Jupp' verließen und Cris sich verabschiedete. Weiter ging es mit Jeff ins 'Auberge', wo wir bei einer lauten und rockigen Besatzhallung noch ein paar Bier tranken. Wir redeten ausschließlich Blödsinn und waren uns eigentlich nur darüber einig, dass wir von Frauen absolut keine Ahnung hatten. Danach ging es weiter ins 'Night Live', das wie üblich brechend voll war. Jeff und ich waren ambitioniert und bestellten eifrig Biere, während die Live-Band auf Marius Müller-Westernhagen machte.

Die Band und die Musik waren furchtbar. Wirklich jedes Bandmitglied sah wie ein Erdkunde- bzw. Pädagogiklehrer aus. Es war eine kleine Horrorshow. Die Musik entsprach leider dem biederen Erscheinungsbild, gut abgehangener Deutschrock, den man eigentlich nur im Karneval ertragen kann. Nüchtern würde ich mir das ganze keine 30 Sekunden ansehen. Aber ich war wundervoll betrunken. Das stimmte mich milde.

Die Band quälte uns konsequent mit deutschem Liedgut, wir schütteten hemmungslos Bier in uns rein und ich taxierte die ganze Zeit eine Frau, die wortwörtlich aus der Menge heraus stach, sie war riesengroß. Außerdem fiel sie durch ihre Uniform auf, sie trug ein DEG-Trikot, was ihre Figur weitestgehend verhüllte, und mich wieder an den Deckel aus dem 'Ohme Jupp' erinnerte.

Was Frauen angeht, hatte ich kein klares Beuteschema. Ich mag Frauen. Frauen im Allgemeinen. Alle Frauen. Blond, brünett oder rot. Die Haarfarbe war mir immer egal. Aber es gab einen Schlüsselreiz, auf den ich immer ansprang, ich war fasziniert von großen Frauen.

Als die Band endlich eine Pause machte, verabschiedete sich Jeff mit roten Trinkeraugen und einer schweren Zunge. Ich blieb und versuchte mit der großgewachsenen DEG-Frau einen Augenkontakt aufzubauen. Ich starrte, blinzelte und grinste wie Richard Gere oder auch wie ein totaler Vollidiot, ich war mir da selber nicht so sicher. Jedenfalls fruchteten meine zaghaften Bemühungen nicht. Ich stand nur einfach da, schnitt ab und zu Grimassen und trank lustlos, aber mit Eifer, Bier. Ich dachte an mein Bett und träumte von einem langen erholsamen Schlaf, als mich ganz plötzlich die großgewachsene Frau ansprach.

'Du siehst nicht so aus, als ob Du Dich amüsieren würdest. Was machst Du hier?'

'Ich amüsiere mich. Keine Bange. Für mein Gesicht kann ich nichts, ich wurde leider damit geboren.'

'Du hast also Spaß?'

'Ja, sicher. Warum fragst Du? Hast Du denn Spaß?'

'Ich habe eine Menge Spaß. Aber ich glaube Dir kein Wort.'

'Warum nicht?'

'Du bist so passiv! Obwohl ich glaube, dass Du gar nicht langweilig bist, gibst Du Dich so.'

'Was meinst Du?'

'Alle hier tanzen und lachen und haben Spaß.'

'Ich habe auch Spaß. Aber Cowboys tanzen nicht.'

'Was machen Cowboys denn?'

'Cowboys hüten Rindviecher. Fangen wilde Mustangs ein und reiten sie zu.'

Sie lachte.

'Ich bin ein wilder Mustang.'

'Dann sieh Dich vor meinem Lasso vor!'

'Fang mich ein, ich weiß mich zu wehren.'

« zurück | Tagebuch : Oktober 2004 | weiter »
© copyright 2000-2005 by hank dust