Fata Morgana
'Es ist ein seltsames Gefühl, das einen befällt,
während man sehenden Auges in den Wahnsinn geht. Angst
stellt sich nicht ein, aber auch keine Hoffnung. Man lacht
nur irgendwie anders.'
Ich wunderte mich über die Worte, deren Ursprung ich
nicht mehr zuordnen konnte. Warum fiel mir gerade jetzt wieder
dieses Zitat ein? War ich denn auch bereits auf dem Weg in
den Wahnsinn?
Die Schlafstörungen führten zu einem Schlafdefizit,
den ich sowohl körperlich als auch psychisch spürte.
Mir war ständig kalt und meine Hände zitterten so
sehr, dass ich bereits arge Probleme bekam, wenn ich nur eine
Tasse Kaffee zu meinem Mund führen wollte. Außerdem
litt meine Konzentrationsfähigkeit und ich hatte Wortfindungsschwierigkeiten.
Genauso schnell, wie mir ein Gedanke kam, vergaß ich
ihn auch wieder. In meinem Hirn tobte ein chaotisches Gewitter
mit hektisch zuckenden Blitzen und alles überdröhnendem
Donnergrollen.
Menschen mit einem schwächeren Gemüt, als ich es
mein Eigen nennen konnte, wären durch diese Symptome
wahrscheinlich ernsthaft erschrocken gewesen und hätten
umgehend einen Spezialisten aufgesucht. Da ich nicht blind
war, war auch ich beeindruckt und sogar leicht beunruhigt.
Aber was für eine Art von Spezialisten hätte ich
denn konsultieren sollen?
Einen Psychiater? Immer gerne, Psychiater sind einfühlsame
Menschen, Hauptsache die Krankenkasse zahlt. Aber worüber
sollten wir reden? Ich hatte nie eine Kindheit! Nicht weil
ich Michael Jackson war, ich hatte tatsächlich keine.
Einen Exorzisten? Das könnte interessant werden. Aber
eigentlich glaubte ich ja nicht an Geister und Dämonen.
Aber ich war schon sehr gespannt auf den ganzen Hokuspokus.
Einen Ufologen? Wahrscheinlich die beste Wahl. Einmal mit
Erich von Däniken reden, das wäre doch phantastisch.
Andererseits glaubten diese Ufologen ja sogar an Erscheinungen,
die sie gar nicht selbst beobachten hatten.
Ich hatte wirklich keine Ahnung, welche Art von Experten
ich für mein kleines Problem aus den 'Gelben Seiten'
heraussuchen sollte. Okay, ich sah Kamele, wo keine waren,
wie beispielsweise in meiner Küche. Aber störten
sie mich? Eigentlich nicht. Sie tranken mir weder meinen Kaffee
noch meine Biervorräte weg und meine Wasserrechnung war
auch nur unwesentlich gestiegen.
Warum nicht einfach mit ihnen leben? Eigentlich waren diese
Kamele doch recht angenehme Mitbewohner, schließlich
stolperte ich noch nie über ihren Dung. Halluzinationen
hatten die angenehme Eigenschaft, dass sie keine Gerüche
verbreiteten, genauso wenig, wie das Fernsehprogramm. Die
Schöpfung ist halt doch perfekt.
Luftspiegelung
Luftspiegelung, Erscheinung der Atmosphäre, bei der
man entfernte Gegenstände teilweise auf dem Kopf stehend,
teilweise auch mehrfach sieht. Das Phänomen beruht auf
einer Totalreflexion der Lichtstrahlen an der Grenzfläche
zwischen unterschiedlich temperierten und damit unterschiedlich
dichten Luftschichten.
Wenn im Sommer Wärme von der heißen Erdoberfläche
abgestrahlt wird, verursacht dies eine Verringerung der Dichte
der Luft in Bodennähe. Eine dichtere Luftschicht wird
gezwungen über der heißen, dünneren Luft zu
bleiben, anstatt, wie es üblich ist, darunter zu liegen.
Lichtstrahlen, die beispielsweise von weit entfernten Gegenständen
kommen, werden an der Grenzfläche zwischen den beiden
Luftschichten reflektiert. Das Bild, das durch die so reflektierten
Strahlen entsteht, erscheint gespiegelt und unterhalb des
tatsächlichen Gegenstandes.
Ein allgemein bekanntes Beispiel für eine Luftspiegelung
ist die Fata Morgana.
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