Es riecht nach Zimt
Als ich klein war, war die Weihnachtszeit für mich
sehr bedeutend. Ich freute mich auf Schnee. Und meine flehenden
Wünsche nach vielen tollen Geschenken vom Weihnachtsmann
sorgten dafür, dass ich mich unheimlich brav und vorbildlich
benahm.
Irgendwann geht einem jeden Kind der unabdingbare Glaube
an den Weihnachtsmann verloren und man erkennt, dass es die
Eltern sind, die die Geschenke unter den Weihnachtsbaum legen
und nicht der alte Mann in Rot mit dem vollen weißen
Bart. Vielleicht war genau dies der Moment, in dem die Kindheit
diese uneingeschränkte Unschuld verlor.
Irgendwie hatte ich es geschafft, mir bis heute eine sentimentale
Sicht auf Weihnachten zu bewahren. Aber es wurde mir immer
schwieriger gemacht. Als Kind begann für mich die Weihnachtszeit
entweder mit dem Entzünden der ersten Kerze des Adventskranzes
oder dem Öffnen des ersten Türchens am Adventskalender.
Als ich heute einen Supermarkt betrat, wurde ich von Schoko-Nikoläusen
und Lebkuchen erschlagen. Im ganzen Geschäft roch es
nach Zimt.
So stellte sich der Einzelhandel also Weihnachten vor. Zimt,
Schoko-Nikoläusen und Lebkuchen. Ganz ohne Zauber, ganz
ohne Christkind.
Ich mochte kein Zimt, noch nie! Aber ich mag den Zauber
von Weihnachten. Ich kaufte mir an der Bude vor dem Supermarkt
ein Fischbrötchen mit Zwiebeln. Bis Dezember würde
auch ich wieder in weihnachtliche Stimmung kommen. Es gab
Hoffnung, ich hatte noch drei Monate Zeit.
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