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home » tagebuch » 15.09.2004
TAGEBUCH: 15.09.2004 notes of a dirty old man
Covergirl
Covergirl Zoom

Covergirl

Bei schlechtem Wetter, der Herbst kündigte sich vorsichtig an, und mit miserabler Laune stapfte ich durch die Häuserschluchten der Innenstadt. Weil ich nichts Besseres zu tun hatte, kickte ich lustlos eine leere Cola-Dose vor mich her, was ich als sehr deprimierend empfand. Denn ich fragte mich, wer es sich in diesen Zeiten noch leisten konnte, eine 25 Cent Pfand-Dose unbekümmert auf die Straße zu werfen.

Eigentlich gab es keinen konkreten Anlass für meine schlechte Laune. Manchmal fühlt man(n) sich einfach unleidlich, ohne dass man(n) gerade seine Menstruation hat. Wenn ich in dieser seltsamen Stimmung war, war es angeraten, einen großen Bogen um alles zu machen, was man niederschlagen könnte.

Ich kam an einer dieser modernen Litfaßsäulen vorbei, bei denen die Werbeplakate geschützt hinter Glas angebracht waren. Ein über zwei Meter großes, etwas zu vulgär lächelndes, sehr blondes Covergirl blickte mich an. Ich blieb stehen und blickte zurück. Ich zündete mir eine Zigarette an ohne meinen Blick von der Fotografie abzuwenden. Ich blieb einfach mitten auf dem Bürgersteig stehen und starrte, wie ein Irrer, auf diese, von der Werbeindustrie erschaffenen, Frau. Diese Bild löste irgendetwas in mir aus, aber ich wusste nicht genau, was es war. Ich wunderte mich darüber, wo die Frau ihre rechte Hand plaziert hatte. Ich löste meinen Blick und musterte meine Umgebung. Erst nur um mich zu versichern, dass niemand mein eigenartiges Verhalten bemerkt hatte, dann weil ich wissen wollte, ob ich irgendetwas von dieser perfekten Werbewelt in der richtigen Welt wieder finden würde. Ich fand es natürlich nicht und diese Erkenntnis verdüsterte nur noch mehr meine Stimmung. Ich setzte meinen Weg, der kein Ziel kannte, fort.

Wenn ich ehrlich zu mir selber war, dann wusste ich ganz genau, wo die Ursache für meinen katastrophalen Gemütszustand lag. Es war der große alles umfassende Weltschmerz. Diese blöde zerbeulte Cola-Dose auf dem Gehweg, die da einfach nicht hin gehörte, war nur der Anfang. Aber eigentlich ging es um etwas ganz anderes.

Auf Alexandras Geburtstagsparty hatte ich mich mit zwei bezaubernden Frauen unterhalten ohne ein Rendezvous zu forcieren. Ich hatte mich wieder mal wie ein Depp aufgeführt, was völlig in Ordnung wäre, wenn am Ende ein Kuss oder eine Telefonnummer dabei herausgekommen wäre. Aber leider bescherte mir der Abend nichts weiter als einen üblen Kater.

Den Kater hatte ich längst überwunden, aber nicht meinen Missmut über mein nachlässiges Verhalten. War es übertriebene Coolheit oder unerklärliche Schüchternheit, die mich davon abhielt, den Stier bei den Hörnern zu packen? Ich hatte zweimal an einem einziegen Abend die Chance vergeben meine Telefonnummer mit zwei bezaubernden Frauen auszutauschen.

Ich versetzte der Dose einen hasserfüllten Tritt. Sie flog in hohem Bogen ca. 8 Meter durch die Luft und schlug auf der Motorhaube eines vorbeifahrenden Wagens ein. Der PKW fuhr noch einige Meter bis er dann mit quietschenden Reifen stoppte. Die Fahrertür öffnete sich und ein Kerl sprang heraus und stürmte auf mich zu. Er war gut einen Kopf kleiner als ich, aber irgendwie verleite ihm sein Schnäuz und die langen Haare, die er zu einem Zopf gebunden hatte, den Anschein eines waschechten Proleten. Als ich seine Cowboystiefel entdeckte, war ich mir ganz sicher. Als er nur noch zwei Meter von mir entfernt war, schrie ich ihn an:

'Reg Dich nicht auf, Pisser! Wenn Dein bekackter Lack einen Kratzer abbekommen hat, dann komme ich dafür auf. Wenn Du mir ein paar aufs Maul hauen willst, bitte, hier stehe ich! Einen Schlag hast Du frei. Aber danach werde ich mit Deinen versiften Haaren erst die Straße und dann Deinen bekackten Wagen polieren.'

Der Mann drehte sich um, wobei er den Kopf schüttelte und dann zurück zu seinem Auto ging. Im Gehen sagte er noch so etwas wie, 'Leute gibt´s. Der ist doch total durchgeknallt. Heute sind nur Verrückte unterwegs! Was für ein Tag.''

'Ja, was für ein Tag!', dachte ich und ging zurück nach Hause, wo ich mich umgehend ins Bett legte.

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