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Mother Tongue: David Gould
(Bass + Lead Vocals) |
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'Now Or Never'-Tour
Die letzten Tage waren wie ein Rausch. Die Erde stand Kopf
und die Sterne waren zum Greifen nahe. Laura und ich tanzten
im Auge des Orkans.
Seit ich Laura vor vier Tagen zufällig kennen gelernt
hatte, konnten wir nicht mehr von einander lassen. Wir gierten
nach der Nähe des anderen und verbrachten jeden sich
bietenden Augenblick gemeinsam.
Laura war in der 'heißesten
Nacht des Sommers' so nett gewesen, mich zu retten. Sie
sammelte meinen leblosen Körper ein und nahm ihn mit
zu sich nach Hause. Dort richtete sie mit einigen Kissen und
Decken ein bequemes Nachtlager auf ihrer Couch für mich
ein. Ich war ihr unglaublich dankbar, konnte es aber nicht
mehr artikulieren, denn als ich auf die Kissen sank, verlor
ich endgültig mein Bewusstsein und fiel in einen tiefen
schweren Traum. Am Kopfende stellte Laura vorsorglich noch
einen Spuckeimer auf, den ich aber auf gar keinen Fall benutzten
wollte. Was mir auch gelang. Denn als mir mitten in der Nacht
speiübel wurde, riss ich mich zusammen und schaffte meinen
Körper und mein Bedürfnis zur Toilette.
Dank der vorausschauenden Fürsorge meines guten Engels
und einer aggressiv bemessenen Dosis Aspirin ging es mir am
nächsten Morgen wesentlich besser, als ich es erwartet
bzw. verdient hatte.
'Guten Morgen, Du bist schon wach?'
'Dir auch einen guten Morgen! Na ja, so halbwegs.'
'Wie geht es Dir?'
'Gar nicht so schlecht, glaube ich. Eine Dusche und ein Kaffee
und ich bin schon fast wieder ein Mensch. Danke, übrigens!
Danke, dass ich hier schlafen durfte. Danke, dass Du mich
gerettet und verarztet hast.'
'Ja. Ja. Dafür nicht! Werd jetzt nicht weich!'
'Werd ich schon nicht, keine Bange. Wo kann ich duschen?'
'Geradeaus und dann links. Dann läufst Du direkt darauf
zu. Aber warum fragst Du, Du kennst den Weg doch schon von
der letzten Nacht, als Du kotzen musstest. Handtücher
sind ausreichend da. Bedien Dich einfach! Ich setzt schon
mal Kaffee auf.'
'Danke!'
Ich ging ins Bad und schämte mich, weil Laura ganz offenbar
mitbekommen hatte, wie ich mich in der letzten Nacht übergeben
hatte. Wahrscheinlich grenzte ihr Schlafzimmer direkt ans
Bad und sie hatte alles Mitanhören müssen. Ich Idiot!
Warum hatte ich nicht vom Balkon gekotzt? Vielleicht wegen
der Nachbarn, was würden die wohl denken. Nun war es
eh zu spät und ich stieg unter die Dusche, um ein reiner
Mensch zu werden.
'Da schau her, hier strahlt es ja!'
'Du übertreibst, ich bin schon froh, wenn ich nicht
mehr nach Kneipe, Suff, Zigaretten und Magensäure stinke.
Aber leider habe ich nichts Frisches zum Anziehen, deshalb
habe ich mir mal dreist diesen Bademantel geschnappt.'
'Er steht Dir überhaupt nicht!'
'Schade. Also doch die versifften Klamotten!'
'Lass mal! Ich schmeiß die jetzt in die Maschine und
Du trinkst einen Kaffee. Vielleicht machen wir aus Dir ja
doch noch einen Menschen.'
'Die Hoffnung stirbt als letztes!'
'Werd jetzt nicht komisch'
'Was meinst Du?'
'Dieses pseudo-intellektuelle Blah-Blah. Diese Floskeln.
Ich kenne das alles und es törnt mich ab.'
'Okay. Ich glaube, ich habe verstanden. Aber tue mir auch
einen Gefallen, versuche, mich nicht zu schnell zu verstehen.'
'Hank, du scheinst mir ein netter Kerl zu sein. Aber, sorry,
ich will Dich gar nicht verstehen! Ich habe soviel Scheiße
hinter mir, und Du ja wohl auch, wenn ich mich noch richtig
an unser langes Gespräch in der letzten Nacht erinnere.
Ich kann mich jetzt nicht ernsthaft auf Dich oder irgendeinen
anderen Mann einlassen. Jedenfalls nicht zurzeit. Aber wenn
Du was erleben willst, ohne Fragen, ohne Konsequenzen und
ohne ein schlechtes Gewissen danach, dann bin ich Deine Frau.
Ich will leben und ich will meinen Körper spüren.'
Ich zögerte keine Sekunde und ging zu ihr. Ich überflutete
ihren Körper mit Küssen und sie reckte sich mir
begierig entgegen, ausgedörrt nach Zärtlichkeit.
Wir krallten uns in einander. Verbissen, wie tolle Hunde.
Ließen unsere Körper immer wieder aufeinanderprallen.
Streichelten uns, küssten einander, schmeckten einander.
In dieser Nacht hatten wir zum ersten Mal Sex. Bedingungslosen
Sex, der nichts erwartet und auf nichts hoffte. Laura war
eine tolle Frau, aber sie war keine potentielle Ehefrau. Das
war mir klar und darum ging es mir auch nicht. Ich wollte
die Zeit mit ihr nur einfach genießen, was sie mir sehr
leicht machte, denn sie dachte ebenso.
In den nächsten Tagen fielen wir noch des Öfteren
übereinander her und meine Nachbarn klopften gegen die
Wand, wenn es ihnen zu intensiv wurde. Egal!
Die Tage vergingen wie im Flug. Wir verbrachten sehr viel
Zeit miteinander und teilten unsere Gedanken. Nach und nach
verlor ich die Kontrolle. Ich konnte ganz allmählich
nicht mehr zwischen purem Sex und wirklicher Zuneigung unterscheiden.
Ich fing an mich in Laura zu verlieben.
Ich hatte schon vor einigen Wochen eine Karte für das
Konzert von Mother Tongue am 11.08. im Ratinger Hof erworben
und ich wollte dort auch hingehen, auch wenn das bedeuten
würde, dass ich von Laura zum ersten mal getrennt sein
würde. Aber Laura entschied sich kurzfristig, mitzukommen,
um bei mir zu sein. Was mir sehr schmeichelte und meine Hoffnungen
auf einen großartigen Abend beflügelte.
Mother Tongue waren gewaltig. Sie rockten mit sichtlicher
Freude. Die Atmosphäre im legendären Ratinger Hof,
einem kleinen Club, der vielleicht 300 Leute fasst, war unbeschreiblich.
Die Musiker spielten sich den Arsch ab (,so sagt man wohl),
machten Witze und bezogen das Publikum mit in die Show ein..
Laura kannte Mother Tongue nicht und sie interessierte sich
für diese Art von Musik auch nicht, was sie auch demonstrativ
zur Schau stellte.
'Hank, hab Spaß, ich wünsche es Dir. Es war lustig
mit Dir aber ich gehe jetzt.'
'Was?'
'Warum hast Du mich hierher geschleppt? Was soll ich hier?'
'Was meinst Du? Du wolltest doch unbedingt mitkommen.'
'Ich haue jetzt ab! Versuche nicht, mich aufzuhalten!'
'Was soll das? Was meinst Du?'
'Hank ich will nicht Teil Deines Lebens sein. Ich will von
gar nichts ein Teil sein. Das habe ich Dir immer gesagt. Das
hier ist nicht meine Welt. Du passt nicht in meine Welt. Leb
wohl! Ich werde Dich vermissen, ganz bestimmt. Aber wir werden
uns nie wieder sehen. Du bist wunderbar, aber hier und heute
ist Ende!'
'Ich verstehe kein Wort! Du bist verrückt!'
'Nein, das hier alles ist verrückt! Warum hast Du mich
ausgerechnet hierher mitgenommen? Wie bist Du nur auf den
Gedanken gekommen, dass es mir hier gefallen könnte?
Du kennst mich nicht. Ciao!'
'Warte. Laura, was soll das? Wir können gerne woanders
hingehen.'
'Was soll das ändern? Dies ist Deine Welt. Und Deine
Welt ist nicht die meine. Das habe ich heute erkannt. Willst
Du Dich in Zukunft immer verbiegen, nur damit es mir gefällt?'
'Was ist mit Kompromissen und Freiräumen?'
'Worte. Nur Worte. Dafür bin ich mir zu schade. Nur
weil Du es schaffst, mir in einer Nacht drei Orgasmen zu bescheren,
fange ich nicht an, mich selbst zu verleugnen.'
'Wer verlangt denn von Dir, dass Du Dich verleugnest?'
'Du!'
'Ich? Das ist doch totaler Blödsinn! Ich habe mich in
Dich verliebt, so wie Du bist! Wann habe ich verlangt, dass
Du Dich ändern solltest?'
'Heute Abend!'
'Du wolltest hier mit hin. Ich habe Dir gesagt, dass Mother
Tongue nichts für Dich sind. Aber Du wolltest trotzdem
mit.'
'Ja, aber nur um mehr über Dich zu erfahren. Und ich
habe erfahren, dass Du nichts für mich bist!'
'Warum das denn? Du spinnst doch! Nur weil ich auf Mother
Tongue stehe?'
'Hank, lass gut sein. Ich bin nicht bereit für all das.
Für Dich nicht. Wahrscheinlich für keinen Mann.
Du bist süß und verrückt, das macht Dich irgendwie
sehr attraktiv, aber Du bist einfach zu viel für mich.
Das alles wollte ich nicht.'
'Ich verstehe kein Wort! Was genau habe ich falsch gemacht?'
'Du hast Dich in mich verliebt!'
'Modern Man' by Mother Tongue (2002)
I’m so lost, I’m a modern man
So confused, as to who I am
I look around for my soul
Never consult my soul
I’m a modern man
I’m a modern man, yes I am
So much confusion
So many pressures to screen
I think as a boy in the mind of a man
Never quite sure what all this control began
But it did
I look around for my soul
Never consult my soul
I’m a modern man
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