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home » tagebuch » 09.08.2004
TAGEBUCH: 09.08.2004 notes of a dirty old man
Laura
Laura Zoom

Die heißeste Nacht des Jahres

Die Meteorologen pfiffen es von den Dächern, der Sommer war da. Um das zu erkennen, brauchte es allerdings weder Meteorologen noch Wetterstationen, ein Schritt vor die Tür reichte, um vom Beobachter zum Wetter-Experten zu werden. Der Himmel war cyanblau und wolkenlos. Die Sonne brannte gnadenlose 13 Stunden am Tag nieder. Aus bebügelten, lenorfrischen T-Shirts wurden binnen weniger Sekunden schweißnasse Lappen, die auf den Körpern ihrer Träger klebten.

Ich bin für Smalltalk nicht besonders begabt. Mich langweilt dieses oberflächliche Geplänkel und meistens fallen mir die passenden Floskeln für so eine Unterhaltung nicht ein. Also schweige ich und nicke mit dem Kopf, wenn ich es für angebracht halte. Manchmal lache ich auch, wenn mein Gegenüber lacht, aber eigentlich würde ich in solchen Momenten viel lieber die Flucht ergreifen. Umso erschrockener bin ich in letzter Zeit über mich, dass ich leidenschaftlich über das Wetter, dem schrecklichsten Small-Talk-Thema überhaupt, referieren und diskutieren kann.

Natürlich war ich kein Experte von einem Kalieber eines Herrn Kachelmanns und ich hatte auch nicht den vergangenen Sommer, den jahrhundert Sommer, vergessen, aber trotzdem wurde ich nicht müde mich über die schweißtreibenden Temperaturen dieses Sommers auszulassen. Zum Wetter kann schließlich jeder eine Meinung haben.

Eine Meinung haben ist so gottverdammt einfach und kostet auch nichts. Aber das darf doch nicht bedeuten, dass man eine Meinung auf Teufel komm raus haben muss. 'Wenn man nichts zu sagen hat, einfach mal Schnauze halten', sagt Dieter Nuhr und er hat so Recht.

Das Thermometer schwang sich zu immer neuen Höchstwerten empor und in meiner Wohnung herrschten quälende 30° Grad. Der Schweiß schoss aus allen Poren, obwohl ich jede Bewegung vermied. Ich dachte an Julias Worte. Sie lobte immer ihre Wohnung, die unabhängig von der Sonneneinstrahlung war und deshalb auch im heißesten Sommer angenehm kühl blieb. Und dann war da noch ihr Wasserbett, dessen Temperatur sich über einen Schalter stufenlos regeln ließ. Julias Wohnung wäre unter diesen Bedingungen sicher der Himmel, aber leider genauso unerreichbar.

Ich hielt es in meiner Wohnung nicht mehr aus und ging runter zum Fluss. Hier wehte ein lauer Wind, der meine Sinne belebte und meine Mattheit wegwehte. Ich schritt die Wiese ab und entdeckte ein bildhübsches Mädchen, das ganz alleine dasaß. Ich musterte sie und mein Blick traf den ihren. Meine Knie wurden weich, aber ich ließ nicht ab. Ich blieb bewegungslos stehen und verlor mich in diesem wunderschönen Gesicht.

'Was machst Du hier? Bist Du ein Perverser? Willst Du unschuldige Mädchen überfallen?'

'Nein! Nein!', meine Stimme zitterte, damit hatte ich nicht gerechnet, dieses bildhübsche Mädchen sprach mich an. 'Nein! Eigentlich wollte ich nur ein Bier trinken.'

'Hier?'

'Ja!'

'Aber wo ist Dein Bier?'

'Noch beim Kiosk. Ich war gerade auf dem Weg. Möchtest Du vielleicht auch etwas?'

'Eine light Coke! Das wäre echt nett.'

'Hören heißt gehorchen!'

'Was?'

'Ich bringe Dir gerne eine Coca-Cola light mit. Bist Du denn noch hier, wenn ich wiederkomme?'

'Probier es aus. Ich glaube, eine Coke bin ich schon wert, oder was meinst Du?'

'Ja! Ich heiße übrigens Hank. Bis gleich!'

'Bis gleich Hank. Mein Name ist Laura.'

Ich ging zu einem Kiosk und kaufte mir zwei Flaschen Bier und eine Coca-Cola light. Dann ging ich zurück zu der Wiese und zu der bezaubernden Frau.

'Hi! Hier ist Deine Coke, Laura!'

'Danke.'

'Darf ich mich neben Dich setzen?'

'Dies ist noch immer ein freies Land!'

'Heißt das JA?'

'Es heißt auf jedenfalls nicht NEIN!'

'Okay! Warum sitzt Du hier ganz alleine?'

'Ich sitze hier nicht alleine, Du bist doch da!'

'Du weißt, was ich meine!'

'Darüber möcht ich nicht nachdenken! Guck Dir den Himmel an. Man sieht unglaublich viele Sterne.'

'Wir haben eine sternenklare Nacht.'

'Und es wird die heißeste Nacht des Jahres!'

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