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home » tagebuch » 05.08.2004
TAGEBUCH: 05.08.2004 notes of a dirty old man
Pitbull
Pitbull Zoom

Pitbull

Wenn Menschen schlafen, dann träumen sie etwa sieben Träume pro Nacht. Wenn sie dann aufwachen, wissen sie im Allgemeinen nichts mehr von den Geschehnissen in der Parallelwelt, die Erinnerung an einen Traum ist flüchtig wie Rauch.

Ich schlief letzte Nacht sehr unruhig. Meine Bettdecke lag auf dem Boden und mein Kopf am Fußende des Betts. Der Sommer war endlich und gewaltig übers Land gekommen. Auch nachts fielen die Temperaturen in meinem Schlafzimmer nicht unter 26° Grad, trotz offener Balkontür und Durchzugs.

Ich erwachte plötzlich und schweißgebadet. Meine Haut glühte und juckte. Ich fühlte mich matt, klebrig und unausgeschlafen. Ich lag rücklings auf dem Bett, während mein Blick auf die weiße Decke traf und meinen Gedanken Raum ließ. Ich erinnerte mich wieder an den Traum der letzten Nacht.

Ich saß in einem kargen Raum an einem schweren rustikalen Holztisch und mir gegenüber saß eine imposante Gestalt, die ich sofort erkannte. Sie zündete sich gerade eine Zigarette an und musterte mich. Auf den Holzdielen kauerte ein Hund, ein Pitbull. Scheinbar langweilte er sich und döste friedlich. Draußen herrschte Dunkelheit und der Raum wurde nur von ein paar Petroleumleuchten zaghaft erhellt, die ein warmes Licht spendeten. Durch die offenen Fenster hörte man das Gezirpe von Grillen. Auf dem Tisch standen zwei Flaschen Bourbon Whiskey und zwei Gläser.

'Mein Sohn, was machst Du hier? Nimm Dir erst mal einen Drink.'

'Mr. Wayne, Sir, ich weiß es nicht.'

'Bullshit, nenn mich John! Und was weißt Du nicht? Ob Du was trinken willst? Natürlich trinken wir. Ich habe uns extra zwei Flaschen Whiskey besorgt und wenn das nicht reichen sollte, dann gibt es auch noch Nachschub. Gieß ein, Hank'

Ich öffnete eine Flasche, befüllte ein Glas und schob es meinem Gegenüber rüber. Dann öffnete ich die zweite Flasche und goss mir ein Glas ein. Ich konnte es nicht fassen, ich saß hier mit John Wayne, wir redeten und wir tranken Whiskey, wie Cowboys.

'Prost, John!'

'Prost, Hank! Sag mal, ist Dir eigentlich aufgefallen, dass in allen Filmen seit spätestens der 90er nur noch die Bösewichte rauchen. Mann erkennt den Schurken sofort an der Zigarette. Was soll das? '

'Na ja, Rauchen ist ungesund. Rauchen verursacht Krebs. Die Guten sollen moralische Vorbilder sein, deshalb rauchen sie nicht.'

'Ja, ja, schon klar! Aber es ist so offensichtlich, es ist so langweilig. Und so fern vom Leben. Selbst Lucky Luke hatte irgendwann nur noch einen Grashalm zwischen den Zähnen. Das ist doch lächerlich.'

'Ich weiß, was Du meinst. Ich liebe es alte Tatortfolgen aus den 70er zu gucken. Da rauchen alle. In manchen Szenen sieht man eigentlich nichts weiter als blauen Dunst.'

'Und was heißt hier eigentlich moralische Vorbilder. Um Moral geht es im Kino doch schon lange nicht mehr. Die so genannten Helden fluchen wie die Kesselflicker und treiben es mit jedem Rock.'

'Die Sprache ist schon härter geworden, da hast Du Recht. Denk nur an den Skandal, den Schimanski auslöste, nur weil er des Öfteren "Scheiße" sagte. Die BILD-Zeitung zählte mit und titelte am nächsten Tag "Ende der guten Sitten! George sagt 18-mal SCHEIßE im deutschen Fernsehen". Aber Du musst auch zugeben, dass der Umgangston insgesamt ruppiger geworden ist. So ist die Zeit, das Kino hechelt doch nur hinterher.'

'Hechelt das Kino wirklich hinterher? Oder setzt es Trends? Angenommen Du hast Recht und das Kino imitiert nur die Wirklichkeit, warum nutzt es nicht seine Macht und steuert gegen all die verrohenden Sitten an? Schließlich will es ja angeblich moralisch sein, keiner raucht mehr Zigaretten.'

'John, worum geht es gerade? Bist Du ein Botschafter der Tabakindustrie und gleichzeitig ein Moralwächter?'

'Bullshit! Siehst Du denn wirklich nicht, wie verlogen das alles ist. Zigaretten sind zurzeit böse und werden geächtet, da sind sich alle einig. Was eigentlich sehr seltsam ist, wenn man an die wirtschaftliche Macht der Tabak-Industrie denkt. Aber es ist okay, schließlich verursacht Rauchen Krebs. Aber auf der anderen Seite passiert nichts. Ich meine, wo wird noch für Safersex gekämpft? Für die Ehe? Die Kinohelden sind entweder Single oder leben in Scheidung. Treue ist kein Thema mehr. Hauptsache man hat Spaß und der Zuschauer sieht Titten. Und dann diese ganze Hysterie wegen des Nahen Osten. Über 90% der Amerikaner wissen gar nicht, wo der eigentlich sein soll. Wenn man mal genauer nachfragt, antworten sie "Asien", meinen China und zeigen auf der Weltkarte auf Europa. Nein, Hank, ich glaube wirklich nicht, dass das Kino bzw. das Fernsehen einen moralischen Auftrag hat.'

'Oh Wow! Das war aber gerade ein gewaltiger Rundumschlag.'

'Hank, ich beneide Dich nicht, obwohl ich tot bin und Du lebst. Du lebst in einer sehr seltsamen Zeit!'

'Was meinst Du?'

'Denk mal drüber nach, zurzeit ist der beste Golfer ein Schwarzer und der beste Rapper ein Weißer!'

'Du meinst Ed Wood und Eminem.'

'Clever!'

'Ja, und?'

'Denk nach.'

'John, es mag am Whiskey liegen und daran, dass ich total betrunken bin, aber ich komm einfach nicht drauf. Was willst Du mir sagen?'

'Worauf kommt es denn eigentlich an? Ist nicht die Frage, wie kannst Du die Welt ändern?'

Auf einmal tauchte ein kleiner Mann mit sehr großem Kopf auf und setzte sich zu uns an den Tisch.

'Denken Sie nach, mein lieber Dust! Zählen Sie zwei und zwei zusammen.'

'Vier!'

'Sehr gut, Mr. Dust.'

'Ich bin verwirrt, was machen sie hier? Sind Sie nicht Prof. van Dusenr?'

'Natürlich bin ich ich. Vergewissern Sie sich, dass Sie träumen. Die Naturgesetzte gelten hier nicht. Alles ist möglich.'

'Verehrter Professor, was soll das bedeuten?'

'Ich wiederhole es noch einmal für Sie, vielleicht können Sie mir diesmal folgen: alles ist möglich! Oder wie ich immer sage: Einem wahrhaft intelligenten Menschen ist nichts, wohlgemerkt nichts, unmöglich.'

'Ich verstehe noch immer nicht, worauf Sie mich aufmerksam machen wollen!'

'Sie sind ja mit noch weniger Intelligenz bedacht worden, als mein kriminologischer Assistenten Mr. Hutchinson Hatch.'

'Das mag ja sein, aber was wollen Sie mir eigentlich sagen?'

'Denken Sie immer an die Möglichkeiten, ohne Ihr Ziel aus den Augen zu verlieren. Was ist Ihr Ziel? Worauf richtet sich Ihr primäres Interesse? Sie wollen heiraten! Was gilt es also zu tun? Finden Sie eine Frau, die sie mag und versteht. Heiraten Sie sie. Aus zwei Leben wird eins, dass größer ist als die Summe seiner Einzelteile.'

'So einfach ist es?'

'Ja! Zwei plus zwei ist vier, immer und überall! Aber eins plus eins kann viel mehr sein als einfach nur zwei.'

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