Fleisch, Blut & totes Tier - manchmal muss es eben Fleisch
sein
Ich habe vor kurzem in einem Magazin gelesen, dass die Versorgung
aller Menschen (, der Einfachheit halber schätzen wir
die Weltbevölkerung mal auf 6 Milliarden,) mit Fleisch
nur daran scheitert, dass es keine praktikable und ökologische
Lösung dafür gibt, die Exkremente der Schlachtviecher
zu bewältigen. Mit anderen Worten, es bräuchte einen
zweiten Planeten, um mit all der Scheiße fertig zu werden
- wahrscheinlich galt das auch in einem ganz anderen Sinn.
Eigentlich komisch, dass mir dieser Artikel gerade dann wieder
in den Sinn kam, als ich meine selbst mitgebrachten Würstchen
auf einen Bratrost legte. Genauso gut hätten mir der
Ernährungsplan von Atkins einfallen können. Das
menschliche Hirn nimmt manchmal komische Wege.
Wie bereits angedeutet, ich war dabei Bratwürste zu
grillen. Das Wetter war hervorragend. Mit dem August kam der
Sommer. Und im Sommer wurde gegrillt. Das war Tradition. Wir
Männer kümmerten uns ums Feuer, ums Fleisch und
um die Getränke. Die Frauen bereiteten die Beilagen vor.
So war es jedes Jahr und so war es auch jetzt.
Ich stand um den Holzkohlegrill und beobachtete mein Grillgut.
Die Hitze der Glut schlug mir ins Gesicht und ich versuchte
mich mit Flaschenbier abzukühlen. Genau das mochte ich
am Grillen, das ganze gemütliche Drumherum. Der Geschmack
von rauchigem Fleisch war mir egal. Das Essen war mir egal.
Ich genoss die Atmosphäre. Die Menschen. Meine Freunde.
Die durch das Essen noch etwas umgänglicher wurden. Ein
gutes Mahl hat diese Macht.
Der Abend wurde immer später und die Stimmung ausgelassener.
Der Sommer verwöhnte uns weiterhin, obwohl die Sonne
schon vor Stunden untergegangen war. Ich trank kontinuierlich
Bier und aß zwischendurch
immer wieder eine Bartwurst, um nicht katastrophal besoffen
zu werden. Leider vergaß ich zwischendurch Wasserpausen
einzulegen und so wurde ich doch ziemlich betrunken.
Tatsächlich wurde ich so betrunken, dass ich mich nicht
mehr um Zeit und Raum
scherte. Mir kamen keine weltbewegenden Gedanken mehr. Ich
war glücklich damit im Grass zu sitzen, Bier
zu trinken und eine Zigarette zu rauchen. Die Welt schien
in diesem Moment vollkommen. Und der Himmel war sternenklar.
Ich vergaß die Zeit.
Als ich mich wieder umguckte, war ich alleine. Nicht ganz.
Neben mir saß noch eine hübsche Unbekannte. Weil
mir nichts Originelleres einfiel, sagte ich schlicht 'Hi!'.
Die Unbekannte guckte mir in die Augen und antwortete eben
so schlicht:
'Hallo!'
'Alle sind weg. Was machst Du noch hier?'
'Ich passe auf Dich auf!'
'Warum?'
'Du bist ganz alleine.'
'Aber Du bist doch da.'
'Eben!'
Ich versuchte mir ein Bild von meiner Gesprächspartnerin
zu machen, dafür kniff ich mein linkes Auge zu, aber
es nützte nichts, ich sah noch immer unscharf.
'Warum schneidest Du alberne Grimassen?'
'Ich versuche Dich zu fokussieren.'
Sie lachte und ihre Brüste bebten.
'Und? Gelingt es Dir?'
'Du bist wunderschön. Aber wer bist Du?'
'Ich bin Deine Hüterin.'
'Aber wie ist Dein Name? Es tut mir Leid, ich kann mich nicht
mehr erinnern.'
'Schäm Dich!'
'Das tue ich. Aber wie lange willst Du mich noch schmoren
lassen?'
'Ist mein Name wichtig?'
'Was ist denn wichtig?'
'Genau das ist doch die Frage?'
'Du schaffst mich! Schau mich an, ich bin total betrunken.
Ich bin am Ende!'
'Was ist für Dich wichtig?'
'Ich würde Dir gerne antworten, aber ich bin zu betrunken.'
'Eine einfachere Frage. Wo willst Du heute Abend schlafen?'
'Hier? Ich weiß es nicht. Egal.', ich schwieg und guckte
in den Himmel, 'Bei Dir. Ich würde wirklich gerne neben
Dir aufwachen, allerdings müßte ich Deinen Namen
kennen, damit ich Dir auch einen schönen Morgen wünschen
kann.'
'Ich heiße Veronica!'
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