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home » tagebuch » 14.07.2004
TAGEBUCH: 14.07.2004 notes of a dirty old man

Magen-Darm

Gastroenteritis

Ich fühlte mich noch immer schlapp, obwohl ich das Schlimmste schon ausgestanden hatte. Die letzten Tage hatten mich ausgelaugt. Ich hatte eine Menge Flüssigkeit verloren - mein Elektrolytehaushalt wies eine negative Bilanz aus.

Einen Tag nach Julias überraschenden Anruf (08.07.04) brachen bei mir alle Dämme bzw. Därme. Unter quälenden Magenkrämpfen stürzte ich auf die Toilette und wurde Täter, Zeuge und Opfer eines gewaltigen Naturschauspiels. Binnen weniger Sekunde entleerte ich mich. Was da aus mir herausbrach hätte ich nie mit mir identifiziert.

Dieses Spektakel wiederholte sich stündlich, was mich einigermaßen überraschte, denn ich konnte mir nicht erklären, was ich da noch ausschied, denn außer den zwei Tassen Kamillentee hatte ich für keinerlei weiteren Nachschub gesorgt.

Gebeutelt von Magenkrämpfen, wässrigem Durchfall, Übelkeit, Kopf- und Gliederschmerzen fühlte ich mich elendig. Die kurze Zeit zwischen den Atacken verbrachte ich im Bett - nicht wach, nicht schlafend. Auch nachts wurde es nicht besser.

So kam es, dass ich mich am nächsten Tag wie ein Zombie fühlte und auch so aussah: dehydriert, mit aschgrauer Gesichtsfarbe und schwarzen Ringen unter den Augen.

Ich tat das einzig vernünftige. Ich schmiss zwei Imodium-Akut ein, rief mir ein Taxi und fuhr zu meinem Hausarzt. Auf der kurzen fahrt in die Praxis dachte ich über den Begriff 'Hausarzt' nach und ärgerte mich zunehmend. Der Herr Doktor wohnte doch gar nicht in meinem Haus. Um genau zu sein, hatte er mein Haus wahrscheinlich noch nie gesehen, denn Hausbesuchte machte der Herr ja gar nicht. Warum, zum Henker, nannte ich ihn dann meinem Hausarzt. Er war Arzt, jedenfalls hoffte ich das, und seine Praxis war nicht auf einem Feld, sondern in einem Haus, aber ihn deshalb gleich 'Hausarzt' zu nennen, war lächerlich. Als ich das Taxi verließ hatte ich eine Stinkwut, die ich natürlich runterschluckte bevor ich die Praxis betrat. Und noch bevor ich vor den Arzt trat hatte ich sie auch schon wieder in die Kanalisation geschickt, die scheiß Imodium wirkten leider überhaupt nicht. Aber das hatte auch sein gutes, so konnte ich direkt eine Stuhlprobe abgeben.

Der Arzt musterte mich kurz, entnahm Blut, fragte blödsinniges Zeug und schenkte mir keinerlei Mitgefühl. Sein ganzes Gehabe war abgeklärt und sollte sicher professionell wirken. Bei mir bewirkte es aber nur, dass ich seinen Namen aus meinem Adressbuch strich. Beim nächsten medizinischen Notfall würde ich einen seiner Kollegen aufsuchen. Am Ende verschrieb er mir zwei Medikamente, Colina (Magen-Darm-Therapeutikum) und Cipro (Antibiotikum), und verabschiedete mich mit einem ausführlichen Ernährungshinweis. Ich hörte aber gar nicht mehr zu, denn ich musste schon wieder auf die Toilette.

Die Medikamente zeigten ganz allmählich ihre Wirkung. Vielleicht war mein Hausarzt ja doch ein Guter, ich würde über die Eliminierung seines Namens aus meinem Adressbuch noch einmal nachdenken.

Nach zwei Tagen waren die Magenkrämpfe fast völlig weg und ich hatte nur noch alle vier Stunden eine Durchfallatacke, was meinem Verlangen nach Schlaf sehr entgegenkam. Der regelmäßige Schlaf bewirkte wiederum, dass sich mein Allgemeinzustand verbesserte.

Mittlerweile hatte ein Labor auch meine Blut- und Stuhlprobe analysiert und teilte mir den Befund telefonisch mit: bakterielle Gastroenteritis - durch Bakterien wie Salmonellen oder Campylobacter ausgelöste Entzündung des Darmtraktes

Diese Nachricht bewirkte, dass meine Stimmung schlagartig nach oben schnellte. Mir war nach Purzelbaumschlagen. Ein bakterieller Infekt war Schuld an meinem Zustand. Die ganze Zeit ging ich mit dem Gedanken schwanger, dass Julias Anruf mich aus der Bahn geworfen hätte. Ich glaubte, ich sei ein verdammtes Weichei, dessen Körper total verrückt spielt weil mit mir Schluss gemacht wurde. Aber es waren diese kleinen hinterhältigen Bakterien. Halleluja! Eine Frau hatte nicht diese Macht über mich. Das war unglaublich tröstlich.

Ich hätte gerne ein Bier getrunken, um den Tag zu feiern, aber ich begnügte mich mit Hühnersuppe und 'topstar Power-Drink', dem Erfrischungsgetränk mit Grapefruit-Geschmack, schließlich musste ich noch auf meinen Elektrolytehaushalt achten.

Nachtrag:

Irgendwie wäre es doch tröstlich, wenn diese Geschichte einfach damit enden würde, dass ich den Durchfall schadlos überwunden hätte. Aber so einfach ist es eben nicht. Die lästige Gastroenteritis hatte ich mit Antibiotikum niedergekämpft, aber Julia war noch immer weg. Außerdem ging mir das Gesundheitsamt mit einem blöden Fragebogen auf die Nerven.

Laut Paragraf § 16 IfSG (Infektionsschutzgesetz) war es meine verdammte Bürgerpflicht Rede und Antwort zu geben.

'Das mag ja alles sein, aber warum eigentlich?', fragte ich mich. Ich fühlte mich überhaupt nicht verpflichtete. Und ich würde diesen bescheuerten Fragebogen niemals beantworten, auch wenn tausendmal ein Freiumschlag dabei liegen würde. Mir egal! Sollte das Gesundheitsamt mich doch in Beugehaft nehmen. Ich scheiß drauf!

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