Bruce
Ich wurde wach. Wahrscheinlich durch den seltsamen süßlichen
Geruch, der mir in die Nase stach, dessen Ursprung ich mir
aber nicht erklären konnte. Geruch ist ein zu mildes
Wort für diesen abscheulichen Gestank der Verwesung,
der das Schlafzimmer durchflutete.
Ich öffnete meine Augen und blinzelte über meine
Bettkante auf den Fußboden und entdeckte Bruce,
der neben seinem Fressnapf vor meinem Bett stand. Als ich
begriff, was die Szene zu bedeuten hatte, wurde mir speiübel
und ich rannte hastig auf die Toilette.
Mein Körper zuckte unter dem Ekel, der mich ergriffen
hatte, als ich realisierte, was vor meinem Bett stand. Ich
würgte und spie alles aus, was in meinem Innersten zu
finden war. Tränen schossen mir in die Augen und ein
zweite Ekelwelle überkam mich, als meine Zunge die säuerlichen
Bröckchen zu schmeckten bekam.
Völlig entleert, aber nicht erleichtert, stand ich am
Waschbecken und wusch meine Hände und mein Gesicht in
mehreren Durchgängen. Danach griff ich zur Zahnbürste,
erstickte die Borsten mit übermäßig BlendaMed
und putzte mir die Zähne, als ob es um mein Leben ging.
Dabei starrte ich in den Spiegel und verlor mich in meinen
Gedanken.
Ein unangenehm süßlicher Geruch schreckte mich
auf. Ich verschaffte mir einen schnellen Überblick und
erkannte Bruce neben
seinem Fressnapf. Bruce
hatte in meinem Schlafzimmer eigentlich nichts zu suchen,
aber noch verwunderlicher war sein Napf. Was hatte der hier
nur zu suchen. Bruce
schaute mich mit seinen traurigen Augen vorwurfsvoll an und
nickte rüber zum Napf. Ich folgte seinem Blick und erschrak.
Statt des Hundefutters tummelten sich tausende Maden in dem
Plastiktrog. Die kleinen weißen Würmer tummelten
und fraßensich durchs faulige Fleisch. Ich begriff schlagartig,
warum mich Bruce so
vorwurfsvoll angeguckt hatte und seinen Napf in mein Bewusstsein
gerückt hatte.
Ich hörte auf, mir die schon blutigen Zähne zu
putzen, spuckte die Zahncreme aus und trocknete mich ab. Ich
ging beherzt ins Schlafzimmer, griff nach dem kontaminierten
Fressnapf. Ich schritt weiter auf die Dachterrasse und schleuderte
den Madentrog mit aller Kraft aus meiner Sicht, aus meinem
Bewusstsein, aus meinem Leben. Nur weg!
Ich ging langsam zurück in die Küche und öffnete
eine neue Dose Hundefutter mit der Geschmacksrichtung Wild
für Bruce.
Ich musste irgendetwas ändern, das war mir auf einmal
klar. Vielleicht meine Erwartungen! Vielleicht alles! Vielleicht
nur mich!
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