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home » tagebuch » 29.06.2004
TAGEBUCH: 29.06.2004 notes of a dirty old man
Bruce

Bruce

Ich wurde wach. Wahrscheinlich durch den seltsamen süßlichen Geruch, der mir in die Nase stach, dessen Ursprung ich mir aber nicht erklären konnte. Geruch ist ein zu mildes Wort für diesen abscheulichen Gestank der Verwesung, der das Schlafzimmer durchflutete.

Ich öffnete meine Augen und blinzelte über meine Bettkante auf den Fußboden und entdeckte Bruce, der neben seinem Fressnapf vor meinem Bett stand. Als ich begriff, was die Szene zu bedeuten hatte, wurde mir speiübel und ich rannte hastig auf die Toilette.

Mein Körper zuckte unter dem Ekel, der mich ergriffen hatte, als ich realisierte, was vor meinem Bett stand. Ich würgte und spie alles aus, was in meinem Innersten zu finden war. Tränen schossen mir in die Augen und ein zweite Ekelwelle überkam mich, als meine Zunge die säuerlichen Bröckchen zu schmeckten bekam.

Völlig entleert, aber nicht erleichtert, stand ich am Waschbecken und wusch meine Hände und mein Gesicht in mehreren Durchgängen. Danach griff ich zur Zahnbürste, erstickte die Borsten mit übermäßig BlendaMed und putzte mir die Zähne, als ob es um mein Leben ging. Dabei starrte ich in den Spiegel und verlor mich in meinen Gedanken.

Ein unangenehm süßlicher Geruch schreckte mich auf. Ich verschaffte mir einen schnellen Überblick und erkannte Bruce neben seinem Fressnapf. Bruce hatte in meinem Schlafzimmer eigentlich nichts zu suchen, aber noch verwunderlicher war sein Napf. Was hatte der hier nur zu suchen. Bruce schaute mich mit seinen traurigen Augen vorwurfsvoll an und nickte rüber zum Napf. Ich folgte seinem Blick und erschrak. Statt des Hundefutters tummelten sich tausende Maden in dem Plastiktrog. Die kleinen weißen Würmer tummelten und fraßensich durchs faulige Fleisch. Ich begriff schlagartig, warum mich Bruce so vorwurfsvoll angeguckt hatte und seinen Napf in mein Bewusstsein gerückt hatte.

Ich hörte auf, mir die schon blutigen Zähne zu putzen, spuckte die Zahncreme aus und trocknete mich ab. Ich ging beherzt ins Schlafzimmer, griff nach dem kontaminierten Fressnapf. Ich schritt weiter auf die Dachterrasse und schleuderte den Madentrog mit aller Kraft aus meiner Sicht, aus meinem Bewusstsein, aus meinem Leben. Nur weg!

Ich ging langsam zurück in die Küche und öffnete eine neue Dose Hundefutter mit der Geschmacksrichtung Wild für Bruce.

Ich musste irgendetwas ändern, das war mir auf einmal klar. Vielleicht meine Erwartungen! Vielleicht alles! Vielleicht nur mich!

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