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home » tagebuch » 10.06.2004
TAGEBUCH: 10.06.2004 notes of a dirty old man
Müde

Müde

Als ich wach wurde, fühlte ich mich furchtbar. Der Schlaf der vergangenen Nacht brachte keine Erholung. Als ich aus meinem warmen Bett stieg, war ich hundemüde. Danach lief das allmorgendliche Ritual ab: Kaffeemaschine bestücken - duschen - einen Becher Kaffee trinken und dazu eine Zigarette rauchen - Toilette - mit Bruce Gassi gehen - Zeitung kaufen - heimkehren - mehr Kaffee und Zigaretten nebenher die Zeitung studieren.

Meine Wohnung war durchflutet vom milden Morgenlicht. Der Himmel war freundlich gestimmt, ich war es nicht. Ich saß auf dem Sofa, überflog die Schlagzeilen in der Tageszeitung und trank Kaffee gegen die Müdigkeit.

Ich beobachtete angespannt die Uhr. Es war 7:47 Uhr. Ich war unruhig. Vor 8 Uhr durfte man niemanden anrufen, dachte ich, es sei denn, es handelte sich um einen Notfall. Einen echten Notfall gab es nicht. Und 8 Uhr war noch immer verdammt früh. Ich wollte auf gar keinen Fall stören, also besser bis 8:15 Uhr warten. Mindestens!

Während ich wartete, trank ich einen weiteren Becher Kaffee und rauchte zahllose Zigaretten. Gegen meine Müdigkeit half weder der Missbrauch von Koffein noch die erhöhte Dosis an Nikotin. Stattdessen wurde ich fickrig und in mir stieg eine verunsichernde Ungeduld auf. Ich konnte nicht mehr nur einfach dasitzen. Ich sprang auf und flitzte durch meine Wohnung, goss die Zimmerpflanzen und begann damit meine Fenster zu Putzen.

Um exakt 8:20 Uhr stoppte ich mich und meinen blinden Aktivismus. Ich holte mir einen frischen Becher Kaffee aus der Küche und setzte mich wieder aufs Sofa. Ich nahm das Telefon in die Hand, legte es aber sofort wieder zurück auf den Couchtisch, als ich bemerkte, wie sehr ich zitterte. Die innere Unruhe hatte die Kontrolle über meine Extremitäten übernommen. Ich versuchte gegenzusteuern, indem ich bewusst und tief atmete.

Nach ewigen Minuten unternahm ich einen zweiten Versuch. Ich tippte Julias Nummer in den Telefonhörer, wie ich es seit unserem letzten Treffen schon einige hundertmal getan hatte. Ich fürchtete mich vor dem monotonen Freiton, den ich in den letzten Tagen nur allzu oft gehört hatte.

Ich erwartete das Freitonsignal, aber ich hoffte auf Julias Stimme. Stattdessen überraschte mich eine automatische Ansage: 'Kein Anschluss unter dieser Nummer!'

Verwählt! So ein Mist! Ich wählte Julias Nummer auf ein Neues. Wieder hörte ich die weibliche Stimme sagen: 'Kein Anschluss unter dieser Nummer!' Ich verstand nicht, was gerade passierte. Was machte ich falsch. Ich nahm mein kleines Adressbuch in dem all meine Kontakte standen zur Hilfe und suchte nach Julias Telefonnummer. Ich las mir Julias Telefonnummer dreimal laut vor. Ich entdeckte keinen Fehler, das war die Nummer, die ich gerade gewählt hatte. Ich versuchte es noch einmal. Hoch konzentriert tippte ich aus dem Adressbuch die Ziffern ein, während ich parallel mit dem linken Zeigefinger auf dem Papier folgte.

'Kein Anschluss unter dieser Nummer!'

Was hatte das zu bedeuten? Meine Enttäuschung war maßlos. Ich verstand gar nichts. Mir wurde schummrig. Meine Welt bebte und ich fiel in einen gewaltigen Strudel aus Unwissenheit. Wo war Julia?

Während ich versuchte, eine Antwort für mich zu finden, machte sich die Müdigkeit wieder breit. Sie brachte mich dazu, mich quer auf das Sofa zu legen. Ich starrte gegen die Decke und dachte über all die Möglichkeiten nach, die ich hatte. Dann fiel mir ein, wieviele ich schon vergeben hatte. Ich wog ab, aber die offenen Möglichkeiten siegten, weil sie zahllos waren. Natürlich würde ich auch wieder viele von ihnen verschenken, aber noch hatte ich die Chance aufs große Glück. Während ich so dachte, wurden mir die Lieder schwer und mich überkam immer mehr die Müdigkeit. Ich war schon halb im Schlaf, als ich noch einmal an Julia dachte.

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