Mach das Licht aus, wenn du gehst
Ich habe letzte Nacht wieder schlecht geträumt, irgendetwas
mit einem wilden Mustang. Ich konnte mich schon nicht mehr
genau daran erinnern, als ich schweißgebadet aufwachte.
Es war 5:15 Uhr und ich stand auf.
Ich schlenderte ziellos durch meine Wohnung und versuchte
mich an den Traum zu erinnern. Bilder von Pferden, Indianern
und BigMacs blitzten auf und verschwanden direkt wieder, ohne
dass sie einen Sinn ergaben.
Als ich jeden Raum meiner Wohnung abgeschritten hatte, fand
ich mich gelangweilt in der Küche wieder. Ich war müde,
aber leider wach. Ich kochte Kaffee.
Ich wäre gerne ein paar Meter spazieren gegangen, um
beispielsweise frische Brötchen zu kaufen. Ein blödsinniger
Gedanke, heutzutage kann man bestenfalls am Bahnhof zu dieser
Uhrzeit Brötchen kaufen. Leider schlief Bruce
noch, sonst wäre ich mit ihm Gassi gegangen.
Ich ging zum Fenster und schaute auf die Straße. Leer.
Leblos. Tot. Es war einfach zu früh, die restliche Welt
war noch nicht erwacht. Sie schlief. Träumte. Besser
als ich. Wahrscheinlich.
Ich erinnerte mich wieder an meinen Traum. Ich war bei MacDonalds
angestellt, als Jäger für die Fleischbeschaffung.
Normalerweise erlegte ich Rinder oder Bisons. Aber wenn mir
nichts anderes vor die Flinte kam, schoss ich auch Mustangs.
Zur Not auf Indianer. Dem Fleischwolf war es egal, was man
ihm zum Zerkleinern gab, am Ende kam immer eine Frikadelle
raus. Hauptsache den Leuten schmeckte es. Es schmeckte immer.
Das Geheimnis steckte in der Mayonaise.
Nur ein Traum. Nicht real. Jetzt war ich wach. Der Tag lag
jungfräulich vor mir und wollte erobert werden. Genau
das machte mir Angst. Was sollte ich nur mit ihm anstellen?
Ich könnte Julia anrufen. Vielleicht hätte sie
ja Zeit. Wir verstanden uns wieder recht gut.
Sie war gestern Abend noch bei mir und pflegte mich. Warum
sie so abrupt verschwand, wusste und verstand ich allerdings
nicht. Plötzlich wurde sie hektisch, sprang auf und verließ
fluchtartig mein Bett und meine Wohnung. Ich lachte aufgesetzt,
warum auch immer. Ich rief Julia nur noch hinterher: 'Mach
das Licht aus, wenn Du gehst!'
Aber sie hörte mich wohl nicht mehr, jedenfalls schien
das Licht der Nachttischlampe noch hell, als ich alleine in
meinem Bett lag und darüber nachdachte, was gerade geschehen
war. Ich wurde melankolisch und müde. Bruce
sprang zu mir ins Bett und kuschelte sich an mich. Ich ließ
ihn ausnahmsweise. Diese Nacht wollte ich nicht alleine sein.
Ich machte das Licht aus und drehte mich nicht mehr um. Ich
schlief ein und träumte Seltsames.
'Mach das Licht aus, wenn du gehst' by Element Of Crime
(1991)
Den Kragen hat er umgedreht, den Rücken hält er
krumm
Dein Priester will Schamane sein und du weißt nicht
warum
Und er saugt
An einem seltsam Rauchgerät
Deine Beichte hört er trotzdem an
Und lacht an Stellen, wo du´s nicht verstehst
Mach das Licht aus, wenn du gehst
Die Haare trägt er feminin, und dich hält er für
dumm
Dein Nachbar will ein Einstein sein und du weißt nicht
warum
Und er sägt
Auf einer kratzig Violin
Deine Klagen hört er trotzdem an
Und lacht an Stellen, wo du´s nicht verstehst
Mach das Licht aus, wenn du gehst
Und dreh dich nicht um
Dein Auto ist ein Wartesaal
Dein Dackel ist ein Pferd
Und es regnet immer dort, wo du grad stehst
Dein Teddybär ist
Plötzlich stumm
Dein Geld ist nichts mehr wert
Und die Halme schrein, wenn du den Rasen mähst
Mach das Licht aus, wenn du gehst
Nichts ist, wie es früher war, und dir ist egal warum
Die Welt will dir ein Rätsel sein, und sie schleudert
dich herum
Und du schlägst
Mit einem mächtig Flügelpaar
Deine Stimme hört jetzt keiner mehr
Und du lachst an Stellen, wo du´s nicht verstehst
Mach das Licht aus, wenn du gehst
Und dreh dich nicht um
|