Freiheit schmecken
Krankenhäuser sind ätzend, ich sagte es schon.
Mein Aufenthalt im Krankenhaus gestaltete sich weder glamourös
noch sexy oder punkmäßig. Er war, wie schon erwähnt,
ätzend.
Ich lag in meinem Bett und haderte mit der Zeit und mit mir,
vor allem aber mit mir. Ich sah nämlich scheiße
aus und so fühlte ich mich auch, soviel zum Thema Glamour.
Die Krankenschwestern waren leider auch nicht pornogemäß
geil und sexy, sondern unattraktiv und bestenfalls nett. Aber
für Sex war ich ja eh viel zu schlapp. Deshalb machte
ich auf Punk und rauchte eine Zigarette in meinem Krankenbett,
wobei ich auch prompt erwischt wurde und auch fast rausgeworfen
wurde. Punkrock! Gabba! Gabba! Hey!
Heute Morgen wurden mir die Fäden gezogen und wenig
später hat mich der Chefarzt mit den Worten 'Schonen
Sie sich! Immer viel trinken. Dann werden Sie noch 100 Jahre
alt!' entlassen.
Ich fragte noch schnell nach: 'Ist Bier auch okay?'
'Bier? Mhm?', er legte eine bedeutungsschwangere Pause ein,
in der er mich musterte. 'Ja, schon, ich bin ja schließlich
nicht ihr Leber-Arzt.', er lachte kehlig, schüttelt den
Kopf und entschwand.
Ich dachte über seine Worte nach, was dazu führte,
dass ich ihn einerseits für seinen goldigen Optimismus
küssen wollte, ihn aber auch für seine berufsmäßige
Arroganz hätte würgen können. Ich tat beides
nicht, sondern verließ das Krankenhaus, zündete
mir eine Zigarette an und sog den Geschmack von Freiheit ein.
Dann trottete ich zurück ins Leben.
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