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home » tagebuch » 23.05.2004
TAGEBUCH: 23.05.2004 notes of a dirty old man
Wunden lecken

Wunden lecken

Nach der ersten Nacht im eigenen Bett denke ich immer häufiger darüber nach, ob es eine gute Idee war, aus dem Krankenhaus zu türmen.

War es natürlich nicht! Jede Regung, jede Bewegung verursachte bisher ungeahnte Schmerzen. Also versuchte ich möglichst ruhig dahin zu vegetieren, aber selbst das Atmen trieb mich fast in einen Heulkrampf.

Die ersten Stunden in meinen eigenen vier Wänden waren ja noch ganz lustig. Ich konnte rauchen, Bier trinken und laute Musik hören. Aber je länger ich hier war, umso schlechter fühlte ich mich. Wahrscheinlich ließ langsam die Wirkung der Drogen, Morphium oder Novokaine oder was auch immer die Ärzte mir verabreicht hatten, nach. Ich versuchte diesen Effekt mit einem großzügigen Cocktail aus Aspirin und Paracetamol (härteren Stoff bot meine - auf gewöhnlichen Kater ausgelegte - Hausapotheke nicht) zu kompensieren. Das alles goss ich mit reichlich Alkohol, in einem Regal fand sich eine Flasche vom blauen Smirnoff, hinunter.

Ich war ziemlich schnell besoffen, aber leider noch immer nicht schmerzfrei. Trotzdem schlief ich erschöpft und betrunken ein. Ich träumte nicht.

Am Morgen, ich hatte gerade mal vier Stunden geschlafen, wachte ich schwitzend vor Schmerzen auf. Das einzige, was noch unerträglicher war als die Schmerzen, war mein Atem. Ich roch und schmeckte wie ein russischer Schwarzbrenner. Mich umgab eine Wolke aus Wodka.

Das Aspirin und Paracetamol hatten immerhin dafür gesorgt, dass ich keine erwähnenswerten Kopfschmerzen hatte. Aber ansonsten fühlte ich mich, als ob eine Rinderherde über mich hinweg galoppiert wäre.

Das erste was ich tat, nachdem ich mich langsam und sehr umständlich aus meinem Bett erhob, war spucken.

Ich schleppte mich zum Waschbecken und beugte mich darüber. Mein Oberkörper fühlte sich wie eine ausgequetschte Zitrone an. Ich fixierte den Abfluss und versuchte möglichst flach zu atmen. Tränen schossen mir in die Augen, während ich unaufhaltsam hustete und das Waschbecken sich mit Blut füllte.

Ich bekam Angst. Panische Angst! Und eins wurde mir klar, ich musste in ein Krankenhaus, wenn ich diese Sache heil überstehen wollte.

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