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TAGEBUCH: 22.05.2004 notes of a dirty old man
Hospital Food

Hospital Food

Ich wachte gestern mit unfassbaren Kopfschmerzen auf. Aber auch der restliche Körper schmerzte, als ob ich von einem Zug überfahren worden wäre. Unter Tantalusqualen, die mir die Tränen in die Augen schießen ließen, drehte ich mich auf die Seite, um meine Zigaretten zu suchen. Erst jetzt erkannte ich, dass ich nicht in meinem Bett lag, sondern ganz offenbar in einem Krankenbett. Ich war in einem Krankenhaus.

Ich erschrak milde, zu mehr Emotionen fühlte ich mich nicht fähig. Größer als der Schreck, war meine Verwunderung. Was war gesehen? Warum lag ich mit drei anderen Männern, ganz offenbar Patienten, hier in diesem Krankenhaus?

Ich hätte jetzt wirklich gerne einen anständigen Kaffee getrunken und eine Marlboro geraucht, aber darauf konnte ich wohl kaum hoffen. Ich versuchte mich in der ungewohnten Umgebung zurechtzufinden und ließ meinen Blick schweifen. Es war deprimierend. Krankenhäuser waren immer deprimierend. Aber ich entdeckte die Schwesternklingel. Ich betätigte sie. Erst zaghaft und zurückhaltend, aber als nach ewigem Warten sich nichts tat, enervierend und mit brennender Leidenschaft.

Irgendwann betrat eine weißbekittelte Krankenschwester das Zimmer. Sie nur nicht attraktiv zu nennen, wäre eine Untertreibung gewesen, die einer Lüge gleichkommen würde. Sie war klein, beleibt, um die fünfzig, mit schmalen Lippen, schlechter Haut und einer unmöglichen Frisur.

'Herr Dust, was ist? Haben sie Schmerzen?', fragte mich die Schwester, deren Stimme immerhin sehr sympathisch war.

'Gute Frau, ja, ich habe Schmerzen! Bitte besorgen sie mir etwas Morphium, einen Kaffee und Zigaretten.'

'Das glaube ich nicht.', sagte sie mit übertrieben strengem Ton. 'Ihnen geht es scheinbar schon wieder ganz gut.'

'Nein, nicht wirklich. Ich fühle mich hundeelend. Können sie mir vielleicht sagen, was gesehen ist?'

'Es tut mir leid, das weiß ich auch nicht. Sie wurden gestern mit 6 Rippenbrüchen, einer angebrochenen Nase, mehreren Hämatomen und Quetschungen eingeliefert. Sie sahen wirklich schlimm aus. Ich würde ja sagen, dass Sie sich geschlagen haben und nicht gewonnen haben.'

Ich ließ die Worte wirken, aber sie bewirkten nichts. Ich konnte mich noch immer an nichts erinnern. Schlägerei? Was denn für eine Schlägerei? Mit wem? Und warum?

'Danke, Schwester. Können sie mir auch sagen, wann ich hier wieder raus komme?'

'Nein, das entscheidet der Stationsarzt.'

'Prima, und wann kann ich ihn sprechen?'

'Er kommt um acht!'

'Und wie viel Uhr haben wir jetzt?'

'Zwei Uhr mitten in der Nacht! Sie müssen sich also noch gut sechs Stunden gedulden.'

'Okay, dann will ich vielleicht doch keinen Kaffee. Könnte ich denn etwas Wasser zum Trinken bekommen?'

'Aber sicher. Bei meiner nächsten Runde bringe ich ihnen gerne was.'

'Das ist sehr nett von ihnen. Vielen Dank!'

Kurz nachdem die Nachtschwester den Raum verlassen hatte, versuchte ich mich aufzurichten. Es tat zwar qualvoll weh, aber es ging. Ich schaffte es auch irgendwie aufzustehen und zum Schrank zu gehen, in dem meine Kleidung verstaut war.

Ich kleidete mich an, was so unfassbare Schmerzen verursachte, wie ich es mir bisher nicht vorstellen konnte. Als ich das geschafft hatte, war ich mir sicher, dass ich auch alles weitere irgendwie aushalten würde.

Ich öffnete die Zimmertür einen Spalt breit und lugte in den Gang. Alles schien ruhig, also schob ich mich raus und suchte den Ausgang. Ich war nicht in der Verfassung mich schnell zu bewegen. Für den lächerlichen Weg bis zum Aufzug brauchte ich eine Ewigkeit. Mit der ständigen Sorge, entdeckt zu werden.

Nach einer qualvollen Flucht fand ich mich irgendwann auf der Straße wieder. Ich hielt ein Taxi an und ließ mich nach Hause bringen.

Als ich meine Wohnung betrat wurde ich überschwänglich von Bruce empfangen. Nachdem wir uns gegenseitig abgeschleckt hatten, nahm ich mir ein Bier aus dem Kühlschrank und schleppte mich ins Wohnzimmer. Ohne langes Suchen zog ich eine bestimme CD aus dem Regal und legte sie in den Player. Ich wählte das fünfte Lied aus. Dann ließ ich mich in die Polster fallen, öffnete das Bier und steckte mir endlich eine Zigarette an.

Ich fühlte mich alles andere als wohl. Mir tat alles weh und ich litt unter einer großen Müdigkeit. Das letzte was ich wahrnahm, war dieser merkwürdige Song. Dann schlief ich ein und träumte komisches Zeug von aufreizenden Krankenschwestern und blutverschmierten Chirurgen.

'Hospital Food' by Eels (1998)

Coming down through the alley
Trying to walk without a sound
It doesn’t really matter
‘cause there ain’t no one around
Tip toe through the alley and
Tip toe through your life
You still got it coming
Be it gun be it knife
Next thing you know
You’re eating hospital food

Karaoke castration
Take the wasp alive
He’s gonna sting you anyway
And take you to the hive
Yesterday was suckin’ and
Tomorrow’s looking bad
Who knew that today
Was the only thing i had

Hospital food
Want some hospital food
Hospital food
Delicious hospital food

In your tribute album to the world
You must never forget
To sing the one about the cat
Who’s always getting wet
He always got a problem
He’s a very bitter dude
And now he’s complaining
About his hospital food

Hospital food
It’s gonna help the medicine go down
Want some hospital food
Gonna take a walk without a sound
A little hospital food
Helps the spoonful of sugar come up
I want some hospital food
In your blender and in my cup

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