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home » tagebuch » 21.05.2004
TAGEBUCH: 21.05.2004 notes of a dirty old man
Willkommen auf Monkey Island

Die Affeninsel

Gestern war irgendein Feiertag (Vatertag?) und das Wetter war freundlich. Es sprach also alles für ein, zwei gepflegte Biere unter freiem Himmel.

Ich fuhr am frühen Nachmittag auf meinem Hollahnrad in den Hafen. Mein Ziel war das Monkey Island, die Affeninsel, oder wie mein Freund und Begleiter Jeff immer sagte, die Insel der Lackaffen.

Wenn man es nüchtern betrachtete, war das Monkey Island ein Biergarten im Sand, oder vielmehr im Sandkasten. Alles war künstlich und gekünzelt. Der Sand. Die so genannten Strandbars. Und vor allem das Publikum, schöne hippe Menschen, die ihr Ego Gassi führten.

Und trotzdem war das Monkey Island ein guter Ort zum abzuhängen und um überteuertes Bier zu trinken. Jeff und ich tranken reichlich. Ließen die Sonne auf uns niederscheinen. Redeten belangloses Zeug. Und frönten, versteckt hinter den dunklen Gläsern unseren Sonnenbrillen, dem Gaffen.

Es gab viel zu gaffen. Egal wie affektiert das Publikum zum Großteil war, teilweise war es auch sehr attraktiv.

Während ich Jeff nicht zuhörte, eine Zigarette rauchte und an meinem Bier nippte, ließ ich meinen Blick prüfend über die Menschenansammlung schweifen. Links von mir, zwei Tische weiter, fiel mir eine Blondine mit ihren atemberaubenden Rundungen und einem betörenden Lächeln auf. Sie trank Radler und unterhielt sich angeregt mit einer anderen Frau, von der ich lediglich die Rückseite sah. Leider konnte ich die Augen der hübschen Unbekannten nicht sehen, da sie, wie ich, diese hinter einer Sonnenbrille versteckte.

Ich dachte darüber nach, ob man sich in einen Menschen verlieben kann, wenn man dessen Augen nicht kennt. Eigentlich nicht, dachte ich, aber dieses Mädchen war dabei mir das Gegenteil zu beweisen.

Als Jeff aufstand, um neues Bier zu holen, zögerte ich nicht lange und ging rüber zu der Blondine. Aus der Nähe betrachtet, war sie noch hübscher, was ich nicht erwartet hatte. Ich setzte mich neben sie auf die Bank und sprach sie an:

'Hey! Was muss ich anstellen, um Deine Augen zu sehen?'

'Lahm! Verdammt Lahm diese Anmache, oder was meinst Du, Sarah?', sagte die Blondine zu ihrer Freundin, die auch auffallen attraktiv war und zu lachen begann. 'Der Typ will meine Augen sehen und trägt selber eine Sonnenbrille.'

'Entschuldigung, ich höre jedes Wort!'

'Rede ich mit Dir?', ätzte sie mich an.

Es lief nicht gut. Ganz und gar nicht gut. Ich fühlte mich, als ob ich mit Anlauf gegen die Wand geknallt wäre.

'Okay, wir reden nicht miteinander. Darf ich denn noch wenigstens eine zeitlang dieselbe Luft wie Du atmen, bevor ich mich voller Selbstverachtung in den Tod stürze? Hören heißt gehorchen.'

Sie lachte, was kein schlechtes Zeichen sein konnte.

'Und? Darf ich?', setzte ich nach.

'Es sei Dir gewährt.', sagte sie noch immer lachend.

'Und?', fragte ich.

'Und was?', erwiderte sie und schenkte mir ein Lächeln.

'Welches Bein muss ich mir ausreißen, um Deine Augen zu sehen? Das linke oder das rechte?'

'Ich habe zu Hause schon genug ausgerissene Beine, das ist kein Anreiz.'

Ich nahm meine Sonnenbrille ab und entzündete mir eine Marlboro, wobei ich ihr fest ins Gesicht blickte.

'Wie kann ich Dich denn dann dazu bewegen, mir Deine Augen zu zeigen?'

'Beweis mal etwas Phantasie!'

Plötzlich merkte ich einen festen Griff auf meiner rechten Schulter.

'Was glaubst Du, was Du hier zu suchen hast?', fragte mich ein ärgerlich dreinblickender Bodybilder.

'Bleib locker!", entgegnete ich, 'Ich unterhalte mich mit dieser Lady. Du störst uns gerade.'

'Ich störe niemals, Du Arsch!', knurrte das Muskelpaket und fasste mich noch etwas heftiger an.

Ich versuchte mich aufzurichten, aber dieser unangenehme Klops drückte mich wieder nach unten. Ich unternahm eine Ausweichbewegung, mit der ich seine Pranke von meiner Schulter schüttelte und machte einen flinken Sprung in die Höhe, jetzt stand ich vor dem Kerl und schaute ihm mitten ins Gesicht. Nichts an ihm erschien freundlich. Sein Körper war gespannt und zum Sprung, zum Angriff, bereit. Ich stand einem verdammten Pitbull gegenüber.

Aus dieser Situation würde ich nicht unbeschadet rauskommen, das war mir klar. In mir stieg echte Angst auf, aber auch Adrenalin.

'Hey, was willst Du von mir? Ich habe mich lediglich mit dieser Lady unterhalten. Mehr nicht!'

Ich blickte meinem Gegenüber tief in die Augen. Er starrte regungslos zurück. In seinem Blick erkannte ich brutalen Hass.

Trotz aller Angst explodierte ich. Meine rechte Faust sauste voran und traf ihn im Gesicht. Was ihn nicht beeindruckte. Auch mein nachgesetzter Körpertreffer mit der linken zeigte keine Wirkung. Meine Taktik, Angriff ist die beste Verteidigung, war wirkungslos. Stattdessen bäumte sich mein Gegner auf und schlug mir mit seiner stählernden Faust ins Gesicht. Es fühlte sich wie ein Dampfhammer an. Ein unfassbarer Schmerz stach mir zwischen die Augen und ich verlor die Balance und ging augenblicklich zu Boden. Das reichte dem wild gewordenen Pitbull aber noch nicht. Er trat auf mich ein und ich hörte meine Rippen krachend brechen.

Als ich bereits dabei war, Blut zu spucken und meine Schmerzen unerträglich wurden, verabschiedete ich mich in die Bewusstlosigkeit.

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