Heimspiel
Das zweite, was ich nach dem Betreten meiner Wohnung tat,
das erste war duschen, war Walter
anzurufen und mich mit ihm für den Abend zu verabreden.
Danach kochte ich Kaffee und legte eine CD von Ben Harper
auf. Endlich Zuhause.
Es war kurz nach 17 Uhr und ich hatte noch fast drei Stunden
Zeit, bis ich mich auf den Weg ins Schumacher machen müsste.
Ich schnappte mir noch einmal das Telefon und rief Cris
an. Als erstes erzählte ich ihm von meinen letzten Tagen,
dann fragte ich ihn nach Caro
und wie es ihm gehen würde. Es ging ihm nicht gut. Das
sagte er zwar nicht, aber ich konnte es an seiner Stimme hören.
Wir beendeten das Gespräch mit dem Versprechen, bald
mal wieder etwas gemeinsam zu unternehmen, zu dritt.
Die Zeit wollte einfach nicht vergehen und ich wechselte
übergangslos vom Kaffee zum Bier.
Als ich meine Wohnung um 19:48 Uhr verließ, standen
zwei leere KöPi-Flaschen auf meinem Couchtisch.
Auf dem Weg zum Schumacher kaufte ich an einem Kiosk noch
Marlboros und ein Wegbier. Um exakt 20:02 Uhr stand ich vor
der Kneipe und mein Bierflasche war noch mehr als halb voll.
'Scheiß drauf', dachte ich und entzündete eine
Zigarette. Dann nahm einen Schluck.
Es war 20:18 Uhr als ich endlich mit der Flasche fertig war.
Ich ging ins Schumacher. Auf der Suche nach Walter
schritt ich den kompletten Laden ab, aber ich konnte ihn nirgends
entdecken. Danach suchte ich mir einen Platz an einem leeren
Stehtisch und bestellte bei einem eifrigen Köbes
ein Alt.
Noch bevor ich mein Bier
hatte, trat Walter
zu mir an den Tisch. Er hatte eine unverschämt gute Laune
und begrüßte mich überschwänglich. Der
Köbes war
gut und servierte uns für den Einstieg direkt mal vier
Alt - ungefragt.
Walter schnappte
sich direkt ein Glas und drückte mir eins in die Hand.
'Dann mal Prost! Heute geht alles auf mich!', er machte eine
kurze Pause und blickte mir bedeutungsvolle in die Augen.
'Frag nicht!', sagte er und blinzelte mir zu. Dann setzte
er das Bier an und
ätzte: 'Bezahlt ist es! Weg muss es!'
'Komm Patrick!', stimmte ich mit ein.
Wir exten unser Bier
und bestellten direkt die nächste Runde. Mir wurde schlagartig
klar, dieser Abend würde in einem bösen Vollrausch
enden, vielleicht sogar noch schlimmer.
Walter und ich redeten
unglaublichen Blödsinn und tranken dazu unfassbar viel
Bier. Wir vermieden
ernstere Themen. Und so wurde der Abend zu einem angenehm
bitterbösen Besäufnis...
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