Taxi-Trip
Nach den anfänglichen Frösteleien mit dem unrasiertem
Taxifahrer, gelang es mir doch noch, das Eis zwischen uns
zum schmelzen zu bringen. Mit 200 Euro plus einem Frühstück
in den echten 'Les Halles' hatten ich ihn zu einem Verbündeten
gemacht. Wir waren on the road. Wir fuhren durch
die Nacht. Ziel: Paris
Die langwierige Autofahrt nutze ich für ein Nickerchen.
Ein wenig Schlaf konnte mir nur gut tun, außerdem wollte
ich die frisch geknüpfte Freundschaft zu meinem Fahrer
nicht durch überflüssiges Geschwafel aufs Spiel
setzen.
Gegen etwa sechs Uhr überquerten wir die äußerste
Stadtgrenze von Paris. Es dauerte noch über eine Stunde,
bis wir endlich in einem Café saßen.
'Du bist ein komischer Vogel! Was willst Du eigentlich in
Paris?', nuschelte mein Begleiter.
'Wie lange kennen wir uns jetzt?'
Ich schaute ihm tief in die Augen, aber mein Gegenüber
zeigte keinerlei Regung.
'Ich würde sagen, seit ca. fünf Stunden. Und ich
kenne noch nicht einmal Deinen Namen. Mein Name ist Hank.'
'Mesut!', quetschte mein Fahrer durch seine Zähne.
'Warum wolltest Du unbedingt nach Paris, Hank?'
'Paris ist die Stadt der Liebe.', erwiderte ich.
'Die Liebe! Darum geht es also.'
'Geht es nicht immer nur um die Liebe?'
'Hast Du hier eine Freundin?'
'Nein!'
'Was willst Du dann hier?'
'Ich weiß nicht.'
'Du weißt nicht? Du fährst einfach so 500 km und
bezahlst 200 Euro.'
'Ja.'
'Ja?'
'Was soll ich sagen, Mesut? Ich wollte einfach weg! Und Paris
schien mir eine gute Idee zu sein.'
'Ist es immer noch eine gute Idee? Oder fahren wir nach dem
Frühstück wieder zurück?'
'Ich weiß nicht! Aber ich glaube, dass Du alleine zurück
fährst. Ich bleibe noch etwas. Wegen der Liebe.'
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