Lonesome Cowboy
Ich saß auf dem Sofa, trank Kaffee und erwischte mich
dabei, wie ich die Kontaktanzeigen in der Tageszeitung las:
Er sucht Sie. Sie sucht Ihn. Er sucht Ihn. Sie sucht Sie.
Als mir klar wurde, womit ich mich - allen Ernstes - beschäftigte,
erschrak ich. Kann man tiefer sinken? Ich glaube nicht! Ich
hatte den absoluten Tiefpunkt erreicht. Ich lag wie ein Käfer
auf dem Rücken und schaute mir dabei zu, wie ich im Treibsand
versank. Erbärmlich.
Ich war drauf und dran mich meinem Selbstmitleid hinzubegeben,
aber glücklicherweise sprang mein persönliches Lebenserhaltungssystem
an:
Hör auf zu jammern! --- Das Leben geht
weiter! --- Krieg den Arsch hoch! --- Die Welt steckt voller
Möglichkeiten! --- Du hast jede! --- Ergreife sie!
Die Geschichte mit Julia war ein Rückschlag. Warum auch
immer. Egal. Es war aber auch nicht mehr. Ich war mir noch
immer sicher, ich wollte heiraten. Wenn ich das nicht aus
den Augen verlieren würde, dann würde ich auch irgendwann
die passende Frau treffen.
Ich schnappte mir die Zeitung mit den dämlichen Kontaktanzeigen,
knüllte sie zusammen und rannte damit auf die Dachterrasse.
Ich warf das Knäuel in einen leeren Blumentopf und entflammte
es mit meinem Feuerzeug. Danach steckte ich mir eine Marlboro
ins Gesicht, die ich an dem kleinen Lagerfeuer aktivierte.
Ich nahm einen tiefen Zug und starrte in die Flammen.
Die Hitze des Feuers strahlte auf mein Gesicht. Ich entspannte.
Die Flammen züngelten gen Himmel und meine trüben
Gedanken lösten sich mit dem Rauch auf. Ich dachte an
John Wayne...
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