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home » tagebuch » 14.04.2004
TAGEBUCH: 14.04.2004 notes of a dirty old man
BLACKOUT

Blackout

Seit einer Woche wachte ich mit einem Kater auf. Seit einer Woche betrank ich mich fürchterlich. Aber es half nichts. Ich war wieder Single.

Es kann einen schon mal verwirren, wenn man beim Erwachen nicht genau weiß, wo man ist. Noch verwirrender ist es, wenn man in seinem eigenen Bett erwacht und nicht erkennt wo man ist. Das ist mir heute Morgen passiert.

Ich tastete mich vorsichtig durch meine eigene Wohnung vor, ohne zu erkennen, wo ich war. Erst als Bruce angetollt kam und sich an meinen Beinen rieb, dämmerte in mir eine Ahnung.

Meine Verfassung erstreckte mich. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich schon einmal so fertig war. Aber das Erinnern fiel mir ja gerade auch schwer.

Ohne zu überlegen ging ich, wie ferngesteuert, in die Küche, um Kaffee aufzusetzen. Aber das Leben meinte es nicht gut mit mir: die Filtertüten waren aus.

Ich erinnerte mich an den alten Bundeswehrtrick mit der Socke, obwohl ich nie in irgendeiner Arme gedient hatte. Vielleicht schauderte es mir auch deshalb so, denn mit Sockenkaffee wollte ich bestimmt nicht gerade heute anfangen.

Ich verfluchte wortgewaltig mein Leben und die Situation in der ich steckte. Ich tat das so laut, dass Bruce sich vor Angst hinterm Sofa versteckte und mir mein Schädel jetzt endlich richtig wehtat. Ich bettelte kurz um eine komplette Kopftransplantation, wurde dann aber wieder ganz ruhig und dachte über meine Möglichkeiten nach, die ich nicht hatte.

Ich wollte frischen Kaffee. Ich hatte keine Kaffeefilter. Socken kamen nicht in Frage und auch nicht Küchenkrepp oder Taschentücher. Es gab einfach keine Alternative. Ich sammelte meine Klamotten vom Fußboden auf, zog sie an, schnappte mir Bruce und schritt hinaus in die Welt, um Melitta Filtertüten in einem Supermarkt zu kaufen.

Ich verschwand keinen Gedanken damit, mein Erscheinungsbild zu überprüfen. Meine Haare, meine Klamotten und selbst mein Geruch waren mir egal. Was eine Fehleinschätzung war, was mir am Kühlregal klar wurde, als eine junge Mutter ihr Kind zurückzog und belehrend mahnte:

'Kelvin, halt Dich von diesem armen Mann fern. Der hat kein Zuhause. Der muss auf der Straße schlafen und hat keine eigene Wanne, wo er sich waschen kann. Der ist dreckig und überträgt schlimme Krankheiten.'

Ich war nicht in der Verfassung, um der jungen Mutter eine schlagfertige Antwort zu geben. Eigentlich war sie ja auch im Recht. Ich musste diesen Eindruck auf sie machen. Ich raffte schnell meinen Kram zusammen und ging zügig zur Kasse, wo ich auch abfällig gemustert wurde. Ich bezahlte und stürmte zurück in meine Wohnung.

Als ich endlich meine Wohnung erreicht hatte, fühlte ich mich zum ersten mal an diesem Tag sicher. Mir fehlte zwar noch immer der Großteil meiner Erinnerung, aber immerhin wusste ich, wer ich war und wo ich war.

Ich ging wieder in die Küche und bestückte die Kaffeemaschine mit den neu gekauften Filtern und all den anderen wichtigen Incredenzien. Danach stieg ich unter die Dusche.

Als heiße Wassertropfen auf mich nieder prasselten, kam ich endlich zur Ruhe. Ich fühlte mich noch immer beschissen, aber endlich hatte ich die Zeit, darüber nachzudenken, warum ich mich so fühlte.

Ich dachte an Julia. Julia! Und an meine Pläne. Hochzeitspläne! Und was schief gelaufen war. Ja, was eigentlich? Ich wusste es nicht! Mein Hirn tat mir. Das wollte ich vermeiden. Also verbot ich mir intensivere Grüblereien.

Ich stieg aus der Dusche, frottierte mich ab und ging ins Schlafzimmer, um mich mit frischen Klamotten anzukleiden. Als ich meinen Kleiderschrank nach sauberer Unterwäsche durchstöberte, stockte ich. Ich spürte einen bohrenden Blick. Ich fühlte mich beobachtet. Irgendwer war auch noch mit mir im Raum. Aber wer?

Ich drehte mich um. Da lag sie. In meinem Bett. Splitternackt. Sie guckt mich an und flüstert:

'Komm zu mir! Fick mich! So wie letzte Nacht!'

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