Whatever happened to my Rock'n'Roll
Als ich heute morgen gegen 6 Uhr die Alexander Bar verließ,
hörte ich schon die Vögel munter zwitschern. Deprimierend.
Die Welt war im Erwachen, ich war es nicht. Ich trat meinen
Heimweg an und brauchte statt der üblichen 20 Gehminuten
mehr als eine Stunde, aber man konnte auch nicht wirklich
von Gehen sprechen. Stolpern und Kriechen beschreibt wohl
treffender die Art, wie ich mich fortbewegte.
Ich fiel irgendwann in meine Wohnung und ließ ich es
mir nicht nehmen, noch eine Flasche Bier
zu öffnen. Ich hockte mich vor meiner Anlage auf den
Boden und legte 'Let Love Rule' von Lenny Karvitz auf. Diese
Platte war entstanden bevor Lenny zu diesem homoerotischen
Posterboy-Schmuse-Gucci-Neger verkommen war, aber sie rockte
auch nicht wirklich. Ich tauschte Lenny gegen Lemmy:
You know I'm born to lose, and gambling's
for fools,
But that's the way I like it baby,
I don't wanna live for ever,
And don't forget the joker!
[Ace Of Spades]
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Lemmy war Rock'n'Roll. Und Rock'n'Roll fehlte in meinem Leben.
Ebenso wie Julia. Sie war nicht da. Sie war nicht mal im gleichen
Land wie ich. Ich hasste das. Ich vermisste sie. Sonst wäre
ich auch nicht so schonungslos betrunken gewesen. Vielleicht.
Mein Gewicht riss mich nach hinten und ich landete in voller
Länge auf dem Fußboden. Ich konnte mich nicht mehr
regen. Mein Kopf fand ein weiches Kissen. Es hieß Bruce.
Ich mühte mich eine zeitlang und versuchte gegen die
Schwerkraft zu kämpfen. Aber ich unterlag. Ich schlief
ein.
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