Wunderlich
Eigentlich war mein Leben super. Ich war gesund. Alles war
im Fluß. Und ich hatte eine tolle Frau an meiner Seite,
die mich mochte. Vielleicht sogar liebte. Trotzdem war ich
unzufrieden.
Ich hatte das Gefühl, dass ich in letzter Zeit noch
öfter betrunken war, als normalerweise. Um ehrlich zu
sein, ich konnte mich schon nicht mehr daran erinnern, wann
ich das letzte Mal nüchtern ins Bett gegangen war.
Wann immer ich mir Julia ins Gedächtnis rief, stiegen
in mir zwei sehr unterschiedliche Gefühle auf: einerseits
wurde ich geil, andererseits fühlte ich mich einsam.
Wenn ich ganz objektiv war, dann war Julia eine wirklich
tolle Frau, die mich auch noch mochte. Die mich zu Nehmen
wusste. Die durch meine Spinnereien nicht verunsichert war,
sondern mich sogar unterstütze und Rückendeckung
gab.
Julia war wunderbar. Ich liebte sie. Wahrscheinlich.
Und trotzdem fühlte ich mich nicht ganz und gar glücklich.
Irgendetwas passte nicht.
Vielleicht war sie einfach zu wunderbar. Zu perfekt. Vielleicht
kam ich aber auch einfach nicht mit dem Gefühl klar,
geliebt zu werden. Vielleicht war ich ein Gefühlskrüppel.
Ein kalter Fisch.
Ich wusste nur eins, vor Julia war ich alleine und damit
kam ich zurecht. Jetzt war sie da und damit kam ich nicht
zurecht. Aber sobald Julia aus meinem Leben verschwinden würde,
wäre ich einsam.
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