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home » tagebuch » 27.01.2004
TAGEBUCH: 27.01.2004 notes of a dirty old man
Rosie's - forever in love

Rosie's - forever in love

Anna-Lena hatte gestern Geburtstag und sie lud ins Rosie's. Ich folgte ihrem Ruf gerne, denn ich erwartete dort Rita wieder zu sehen. Ich rasierte mich, gurgelte mit Odol, duschte, bestäubte mich mit Fahrenheit und wählte mit Bedacht eine Unterhose aus. Dann ging ich ins Rosie's.

Meine Erwartungen an den Abend waren gering - eigentlich hatte ich gar keine. Anna-Lena und ich waren so unterschiedlich, dass sich der abgegriffene Vergleich mit Mars und Venus förmlich aufdrängte.

In ihrer Welt war ich ein Fremder in der Fremde. Ich stieß auf allerlei Riten und Codes, die ich nicht kannte und nicht verstand. Irgendwann hörte ich einfach auf, mich zu wundern. Ich vergaß meine Erwartungen und fing an, die Zeit mit den Mädels zu genießen. Was sehr leicht fiel!

Ich traf pünktlich gegen 20 Uhr im Rosie's ein und war natürlich der erste. Ich fühlte mich so 'was von uncool. Das konnte ich nur durch ein schnelles Bier abfangen.

Ich entzündete mir eine Zigarette und musterte den Laden. Mir war langweilig und ich fühlte mich unwohl. Und das Bier ließ auf sich warten. Ich merkte, wie ich unentspannt wurde. Ich steckte mir eine weitere Marlboro an und versuchte nachzudenken. Es gelang mir nicht. Zu viele Gedanken schwirrten durch meinen Kopf und keiner war greifbar. Ich wurde allmählich unruhig und unsicher.

Es war gerade mal 20:15 Uhr da führte ich bereits die dritte Zigarette zu meinen Lippen, als zeitgleich Rita das Rosie's betrat und mir ein Bier serviert wurde. Mich überkam ein warmer Schauer. Und ich wurde augenblicklich ruhiger.

Rita bestellte sich einen Milchkaffee, um ihre Lebensgeister zu wecken. Ich trank Bier, um meine Dämonen zu beruhigen.

Ich sagte nichts. Und sie sagte auch nichts. Stille. Trotzdem fühlte ich mich unendlich wohl, denn es herrschte Ruhe und nicht peinliches Schweigen zwischen uns.

Kurze Zeit später, viel zu früh, betraten Anna-Lena und ihr Anhang das Rosie's. Es kam zu einem großen Hallo, zu Küsschen rechts und links und zu herzlichen Geburtstagsglückwünschen. Danach wurden erst einmal Getränke bestellt. Prosecco auf Eis für die Mädels und Bier für die Jungs. Cheers!

Nach der ersten Aufregung wurden die Geburtstagspresente überreicht. Ich hatte für Anna-Lena das Live-Album von Portishead besorgt. 'Roseland NYC Live' war meiner Meinung nach, der gefälligste Einstieg in die wundersame Welt von Portishead. Ohne Portishead wollte ich keinen Tag länger leben. Warum sollte es also Anna-Lena?

Den Vogel schoss aber Rita mit ihrem Spaßgeschenk ab:

Chickendance Ernie

Der Chickendance-Ernie war eine selten dämliche Plüschfigur mit eingebautem Motor und Lautsprecher, die auf Knopfdruck albern rumzuckte und den Ententanz quakte. Es ist nicht zu beschreiben, wieviel Freude dieses Kinderspielzeug in die Gesichter von erwachsenen Menschen zauberte. Lag es vielleicht nur am Alkohol? Oder waren wir wirklich so albern?

Wir bestellte fleißig Getränke, ließen Ernie zappeln und lachten. Wir hatten eine gute Zeit. Langsam glühten die Gesichter vom Alkohol und die Stimmung wurde ausgelassener. Plötzlich spürte ich eine Hand auf meinem linken Oberschenkel, die mich zärtlich streichelte. Es war Ritas Hand. Ich war elektrisiert. Ich drehte mich zu ihr und versank augenblicklich in ihren Augen. Sie beugte sich vor und küsste mich intensiv.

'Ich heiße gar nicht Rita.'

Was hatte sie gesagt? Ich verstand gar nichts mehr? Und womit hatte ich diesen leidenschaftlichen Kuss verdient?

'Was?', etwas originelleres fiel mir gerade nicht ein.

'Ich sagte, dass ich nicht Rita heiße?'

'Wie? Was soll das denn jetzt? Ich verstehe nicht, was Du mir sagen willst.'

'Ich heiße nicht Rita!'

'Sondern?'

'Julia!'

Julia? Nicht Rita! Sondern Julia! In meinem Kopf stieg ein tiefes Brummen auf, das ganz allmählich alle Gedanken übertönte. Ich spürte deutlich den Alkohol. Mein Hirn machte eine Rolle rückwärts.

'Entschuldige, bitte. Ich komme gerade nicht klar...'

Sie beugte sich wieder zu mir und küsste mich wieder, diesmal noch leidenschaftlicher. Ich war kurz davor meinen Verstand zu verlieren. Was war hier los?

'Wieso heißt Du nicht Rita? Was ist hier los?'

'Du hast mich einfach Rita genannt und ich habe das Spiel mitgemacht. Ich fand's einfach witzig. Mein wirklicher Name ist aber Julia.', sie lachte, guckte mir dabei tief in die Augen und streichelte wieder meinen Oberschenkel. Ich spürte, wie meine Beine sich in Pudding auflösten.

'Hallo Julia! Schön Dich kennen zu lernen! Der Name passt viel besser zu Dir!', ich mußte grinsen. Hallo Julia. Hallelujah.

'Hallo Hank! Auch schön Dich kennen zu lernen. Sag mal, kann ich vielleicht bei Dir übernachten?', dabei glitt ihre Hand zur Innenflanke meiner Oberschenkel.

In dieser Nacht hatte ich zum ersten Mal Sex mit Julia. Es war unglaublich. Sogar besser als mit Rita. Die Welt blieb kurz stehen und ich hielt mich an Julia fest.

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