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home » tagebuch » 25.09.2003
TAGEBUCH: 25.09.2003 notes of a dirty old man
STRANGE

Was - zur Hölle - ist eigentlich mit mir los?

Ich hatte vor gut zwei Jahren diese Stadt verlassen, um alles hinter mir zu lassen und um endlich zu mir zu finden.

Die Welt da draußen schien so viele Möglichkeiten zu bieten. Vor allem bot sie mir die Möglichkeit, Samira zu vergessen, dachte ich.

Aber genau diese Möglichkeit bot sie mir nicht.

Heute, eine kleine Ewigkeit später, bin ich zurück in der Stadt. Ich habe die halbe Welt bereist und versucht, mein altes Leben hinter mir zu lassen.

Aber ich musste einsehen, je älter man wird, desto größer wird das Bündel, dass man mit sich rumschleppt. Erlebnisse und Erfahrungen kann man nicht einfach hinter sich lassen, sie folgen einem, egal wohin man geht.

Und deshalb führte mich meine Flucht auch nirgendwo hin. Klar, ich habe neue Erfahrungen gemacht, aber dadurch wurden die alten nicht ausgelöscht. Mein Bündel wurde nur noch schwerer.

Mit dieser Profunden Erkenntnis bin ich dorthin zurückgekehrt, wo ich Freunde vermutete. Aber so viele Freunde, wie ich dachte, gab es auch nicht mehr.

Na ja, ich sollte mich nicht beschweren. Cris hat mir ein Dach über dem Kopf gegeben und das ohne Fragen. Bob ist auch für mich da. Und Caro scheint zurzeit wirklich viel zu tun zu haben - Cris lamentiert jedenfalls über Liebesentzug, er nennt es allerdings 'das Fehlen von geilem Sex'. So etwas, egal wie man es umschreibt, möchte ich eigentlich nicht hören, denn erstens habe ich auch keinen Sex mit Caro und zweitens habe ich zurzeit gar keinen Sex.

Um auf andere Gedanken zu kommen durchstöbere ich Cris CD-Sammlung, die in scheinbar unsortierten Haufen um seine Hi-Fi Anlage verstreut ist. Diese Anlage verdient mit Fug und Recht das Prädikat 'High Fidelity'. Sie besteht zwar nur aus einem CD-Player, einem Verstärker und zwei beeindruckenden Lautsprechern, aber Cris hat diese Komponenten mit großer Sorgfalt und Kenntnis ausgewählt und sich diese Spielzeug auch rund 15.000 Euro kosten lassen. Und diese Investition hört man. Ich bin immer wieder aufs Neue von dem Klang überrascht und fasziniert.

Die CD-Haufen scheinen nur auf den ersten Blick willkürlich zu sein. Beim Durchsehen erkenne ich Cris System und stoße auf die neue CD von Heather Nova 'Storm'. Da ich schon eine sehr schmeichelhafte Kritik im Rolling-Stone Magazin über diesen Tonträger gelesen habe, bin ich neugierig geworden und lege ihn ein ohne zu bedenken, was diese Musik bei mir bewirken könnte.

Ich setzte mich in diesen alten, aber außerordentlich gemütlichen, Ohrensessel der perfekt zu den Lautsprechern in der Mitte des Raums platziert war und lauschte den ersten Tönen von 'Let's Not Talk About Love'. Die Stimme von Heather Nova ergriff mich direkt und stürzte mich in eine leichte Melancholie - was eine Verbesserung war, denn vorher fühlte ich mich depressiv.

Ich schaute mir das Booklet an, wie ich es immer tue, beim ersten Hören eines Tonträgers. Das Front-Cover war nicht sonderlich beeindruckend, es war eine grobkörnige schwarz-weiß Fotografie, die Heather Nova unscharf beim Gitarrenspielen zeigte. Auch das Back-Cover war nicht sonderlich spannend. Es war zwar irgendwie stylish, aber nicht beeindrucken. Dann fingerte ich das dünne Booklet aus der CD Hülle heraus und beim aufklappen erklang der Song 'Drink It In'.

Heathers Stimme packte mich bei den Eiern - und ich meine das wortwörtlich.

Dieser Song, diese Stimme und dieses Foto bewirkten, dass ich wieder einmal unglücklich in Heather verliebt war.

Heather singt nicht nur wie ein Engel, sie sieht auch noch so aus:

Heather Nova

Und wieder einmal überkam mich die törichte Vorstellung, Heather würde einmal einen Song nur für mich schreiben. Bei diesem Gedanken fühlte ich mich sehr wohl und gleichzeitig sehr verloren.

Heather würde natürlich nie einen Song über mich oder für mich schreiben. Das war sicher.

Und Samira würde mich nie wieder lieben.

"Nicht dass ich zur Liebe nicht fähig wäre, nur finde ich die Liebe so seltsam wie Schuhe tragen." (Gregory Corso)

 

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