Wie habe ich das vermisst: Mittags mit einem gewaltigen
Ballonschädel aufwachen und zwischen den Zähnen
das Erbrochene der letzten Nacht zu schmecken.
Ein durchdringender Schmerz weckte mich gegen etwa 12:30
Uhr. Mein Kopf schreite wegen eines Schmerzes, bei dem man
Gott geloben möchte, nie wieder Alkohol zu trinken, wenn
Er einem nur helfen würde, Fehler und Reue der letzten
Nacht zu überleben.
Aber Gott war gerade mit etwas anderem beschäftigt und
hatte keine Zeit für mich oder kein Mitleid.
Ich brauchte auch kein Mitleid, davon hatte ich selber genug,
ich brauchte Aspirin - und zwar viel. Aspirin hatte ich noch
ausreichend in meiner Reisetasche, aber die lag irgendwo in
der Diele und ich lag auf der Schlafcouch im Wohnzimmer.
Ich versuchte mich aufzurichten, und plötzlich war da
ein totaler George-Lucas-THX-Surround-Schmerz. Ich kämpfte
mich aus meinem Nachtlager und machte mich auf allen Vieren
auf den Weg zu meiner Reisetasche. Mit einer großen
Verwunderung darüber, dass ich es offensichtlich geschafft
hatte, mich vor dem Schlafengehen noch meiner Kleidung zu
entledigen, kroch ich tapfer Richtung Diele: ich war nackt.
Endlich bei der Tasche angekommen, mittlerweile steckten
in meinen Handflächen und Knien Dreck, Essensreste (Brotkrumen)
und Kronkorken, verzweifelte ich an dem Reißverschluss
der Reisetasche, der nur noch zwischen mir und den schmerzlindernden
Tabletten stand.
Als ich endlich die kleinen weißen Schmerztöter
in meinen Händen hatte, warf ich vier von ihnen in meinen
Mund und schluckte sie ohne Wasser herunter. Ich drehte mich
auf den Rücken und wartete auf die Wirkung.
Was war gestern Abend geschehen?
Obwohl ich die Augen fest geschlossen hatte, stieß
das Tageslicht durch meine Augenlieder direkt in mein Hirn.
Unter diesen Umständen war es gar nicht leicht sich an
die gestrige Nacht zu erinnern.
Cris und ich hatten
ausgiebig Wiedersehen gefeiert. Wir spielten Schach - nicht
die klassische Variante, sondern Schläger-Schach - redeten
über die gute alte Zeit und auch über die nicht
so guten Zeiten, tranken Bier
dabei und leider auch Jim Beam aus einer Platsikflasche.
So langsam ergoss sich die Wirkung des ASS (Acetylsalicylsäure)
über meinen Körper. Das Pulsieren zwischen meinen
Ohren ließ gemächlich nach und meine Gliedmaßen
wurden von Sekunde zu Sekunde leichter. Allerdings merkte
ich wie mein Magen parallel zu meiner sonstigen Genesung anfing
zu rebellieren. Die Magensäure fing an zu kochen und
kroch etappenweise meine Speiseröhre hinauf.
Ich sprang (in super-slow-mo) auf und frachtete meinen müden
Körper ins Bad. Ich stütze mich auf das Waschbecken,
bereit alles loszulassen. Als ich mein Abendessen um den Abfluss
verteilt entdeckte, war mir endlich klar, warum ich die ganze
Zeit säuerliche Brocken zwischen meinen Zähnen fand.
Ich trennte mich spontan von dem Rest meines Mageninhalts
und wusste augenblicklich: ich war wieder Daheim - ein ganz
normaler Abend mit Cris.
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